Das Wichtigste in Kürze
- Die Afrikanische Schweinepest grassiert weiter im Kreis Bergstraße. - Bisher sind 592 infizierte Wildschweine dort gefunden worden, zum Teil sehr nahe an der Kreisgrenze. - Im Rhein-Neckar-Kreis gibt dagegen weiterhin keine Funde.
Rhein-Neckar. Der Blick im Rhein-Neckar-Kreis geht sorgenvoll in Richtung Norden. „Wir beobachten mit Sorge das weiterhin extrem dynamische Seuchengeschehen im Kreis Bergstraße“, ließ sich die Gesundheitsdezernentin des Rhein-Neckar-Kreises, Doreen Kuss, am Donnerstag in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung zitieren. Tatsächlich fällt auf, dass im Kreis Bergstraße die Afrikanische Schweinepest (ASP) weiter grassiert. Wöchentlich werden Dutzende verendete und nachweislich infizierte Wildschweine entdeckt – und das zum Teil nur wenige Hundert Meter von der Kreis- und Landesgrenze entfernt. Im Rhein-Neckar-Kreis sind dagegen bis auf ein totes Wildschwein bei Hemsbach im vergangenen August keine weiteren Fälle dokumentiert. Bei manchem Zeitgenossen keimt da ein Verdacht auf: „Wer nicht sucht, der findet halt auch nix“, heißt es in Südhessen immer wieder hinter vorgehaltener Hand.
Mittlerweile werden im Kreis Bergstraße die toten Tiere nicht mehr nur im Wald, sondern von Passanten und Spaziergängern am Wegesrand gefunden, berichtet der Ordnungsdezernent des Kreises, Matthias Schimpf, dieser Redaktion. „Das spricht sehr dafür, dass die Durchseuchung sehr weit fortgeschritten ist“, sagt er. Die jüngsten Funde hat es im Bereich von Viernheim nördlich der A 6 gegeben. Und auch im Heppenheimer Stadtteil Kirschhausen wurden drei verendete Wildschweine entdeckt, die nachweislich infiziert waren. „Die bei Heppenheim verlaufende Bundesstraße 460 stellt mit dem dort verlaufenden Zaun quasi die letzte Bastion vor der Länder- und Kreisgrenze dar“, heißt es in einer Pressemitteilung des Rhein-Neckar-Kreises.
Bislang 592 infizierte Wildschweine im Kreis Bergstraße
Insgesamt summiert sich die Zahl der infizierten Schwarzkittel – Stand Donnerstag – auf 592. Der Kreis Bergstraße versucht nun, auch bei Viernheim mit Saufängen die Wildschweine einzufangen, zu schießen und auf diese Weise eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart weist Mutmaßungen zurück, dass auf baden-württembergischer Seite nicht gesucht werde. Man habe bereits vor dem Ausbruch der Seuche ein intensives ASP-Monitoring betrieben, bekräftigt ein Ministeriumssprecher. So habe man verendete und bei Unfällen oder der Jagd getötete Tiere schon früh stichprobenartig untersucht. Nach dem Ausbruch der Seuche in Hessen hätten die Tiergesundheitsbehörden in den Kreisen an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz die Untersuchung jeglichen erlegten Schwarzwildes angeordnet. In den ASP-Sperrzonen werde ohnehin jegliches Schwarzwild auf die Schweinepest untersucht.
Im Rhein-Neckar-Kreis keine weiteren infizierten Tiere gefunden
Im vergangenen Jahr seien insgesamt 712 bei Unfällen getötete oder verendet gefundene sogenannte Risikotiere und 11.605 gesund erlegte Wildschweine virologisch untersucht worden. Keine Sau war demnach infiziert. Alleine in den Restriktionszonen, also den Gebieten im Grenzgebiet zu Hessen nahe bei den dortigen Fundstellen, seien von Mitte Juni bis heute 246 Kadaver geborgen und untersucht worden. Alle ohne Befund: Auch hier habe man kein einziges Mal die ASP nachweisen können.
Afrikanische Schweinepest
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruserkrankung, die nur Haus- und Wildschweine befällt und meist tödlich endet .
Aktuell existieren keine Impfstoffe gegen die ASP.
Die Seuche kann direkt von Tier zu Tier oder über verseuchte Gegenstände – wie Kleidung oder landwirtschaftliche Geräte – übertragen werden.
Für Menschen ist die Tierseuche ungefährlich .
In Hessen treten seit Juni Fälle von ASP auf. Kerngebiete sind aktuell die Landkreise Groß-Gerau und Bergstraße .
Im Rhein-Neckar-Kreis wurde nur ein einziges infiziertes Tier gefunden. Fundort war Hemsbach , nahe der Grenze zum Kreis Bergstraße. wol/bjz
Die Suche findet in den Grenzgebieten zu Hessen und Rheinland-Pfalz mit Hilfe von Drohnen und Hundeteams statt, unter anderem mit dem spezialisierten Training Center Retten und Helfen (TCRH) in Mosbach. „Werden bei diesen Suchen Wildschweinkadaver gefunden, bergen speziell geschulte Teams die Kadaver, beproben sie und führen eine Desinfektion der Fundstelle durch“, bekräftigt der Ministeriumssprecher.
Zäune als wirksame Maßnahme der Seuchenbekämpfung
Dass die ASP bislang noch nicht die Landes- und Kreisgrenzen in Richtung Süden überschritten hat, schreiben die Behörden auch den Zäunen zu, die entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen aufgestellt worden sind. Insgesamt stehen im Rhein-Neckar-Kreis Zäune auf eine Länge von rund 22 Kilometern. Diese Zäune schränkten den Bewegungsspielraum der Windschweine wirkungsvoll ein. „Intakte Zäune und geschlossene Gatter oder Tore sind daher für eine Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest extrem wichtig“, mahnt Dezernentin Doreen Kuss. Das Land warnt indessen: „Auch wenn die Zaunanlagen aufgrund der Durchlässe und Tore keine absolut sicheren Barrieren für Wildschweine darstellen, bremsen sie doch eine Ausbreitung.“
Die Zusammenarbeit umfasse auch einen regelmäßigen Austausch mit Jägern und Landwirten der betroffenen Kreise. Es gibt nach Darstellung des Ministeriums sogar wöchentliche Lagebesprechungen auch unter Beteiligung der Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern, in denen die Maßnahmen besprochen und auf ihre Wirksamkeit hin überprüft würden.
Weil sich die Tierseuche im Kreis Bergstraße aber weiter kräftig ausbreitet, wird es in den Grenzgebieten im Rhein-Neckar-Kreis bei den Einschränkungen bleiben. So sind unter anderem Veranstaltungen in den Wäldern der Sperrzone weiterhin verboten. Es gelte nach wie vor, die Wildschweine nicht aus ihren Revieren zu vertreiben, erläutert der Kreis.
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