Rhein-Neckar. Gebannt blicken die Verkehrsplaner aufs lange Pfingstwochenende. Dort könnte sich nämlich zeigen, wie stark das seit Mittwoch gültige 9-Euro-Ticket genutzt wird. Die Fachleute rechnen nämlich damit, dass die Kunden die stark verbilligte Monatskarte für Ausflüge und die Freizeit nutzen werden. Deshalb haben die Anbieter vorsorglich schon mal die Kapazitäten von Samstag bis Montag erhöht, zum Teil sogar verdoppelt.
Unterdessen entpuppt sich das Ticket als echter Verkaufsschlager. Stand Donnerstagabend hat alleine die Rhein-Neckar Verkehr mehr als 115 000 Fahrkarten verkauft. Der stärkste Verkaufstag sei tatsächlich der Mittwoch gewesen, der Tag der ersten Gültigkeit. „Alleine da haben die Kunden 19 000 Fahrkarten gekauft“, sagt Moritz Feier, Sprecher der RNV, die den öffentlichen Nahverkehr in den Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg betreibt. Dabei hielten sich Online- und Automaten-Geschäft etwa die Waage, wobei etwas mehr Kunden ihre Tickets an den Automaten gezogen hätten.
Bei der Anzahl der Fahrzeuge limitiert
Ein Ansturm während der ersten drei Tage auf Busse und Bahnen ist nach Darstellung der RNV ausgeblieben. Im Berufsverkehr sei es etwas voller gewesen, allerdings nicht in einer Dimension, die dem Anbieter Probleme bereitet hätten. „Am Wochenende rechnen wir allerdings mit einem höheren Fahrgastaufkommen“, prognostiziert Feier. Der Blick geht vor allem auf die Ausflugslinien an die Bergstraße und in die Pfalz. Deshalb werden auf den Linien 4 und 9 nach Bad Dürkheim (Rhein-Haardt-Bahn) größere Fahrzeuge als üblicherweise im Wochenendbetrieb eingesetzt. Auf der Linie 5 (ehemals OEG) setzt die RNV Doppeltraktionen ein, also zwei aneinandergekoppelte Fahrzeuge. Während der Woche ist die 5 mit diesen Kapazitäten unterwegs, nicht aber normalerweise am Wochenende. Am Pfingstwochenende will das Unternehmen nun auch mit größeren Kapazitäten unterwegs sein.
Nach dem Wochenende werde man schlauer sein und wissen, wo nachgesteuert werden müsse. Schließlich sind dann in Baden-Württemberg auch Pfingstferien, in denen es ebenfalls einen verstärkten Freizeit- und Ausflugsverkehr geben könne. Bei Bedarf werde man allerdings eher von weniger genutzten Linien umschichten als draufpacken, erläutert Feier. Schließlich ist die RNV bei der Anzahl der Fahrzeuge limitiert. Das soll sich erst ändern, wenn die neuen Fahrzeuge des Typs Rhein-Neckar-Tram im Frühjahr eingesetzt werden. Die ersten Trams dieses Typs sollen zum Auftakt der Bundesgartenschau am Start sein und mehr Kapazitäten auf die Schiene bringen.
Hunde benötigen Fahrscheine
Die RNV macht außerdem darauf aufmerksam, dass im morgendlichen Berufsverkehr zwischen 6 und 9 Uhr kein Fahrrad mitgenommen werden darf. Außerhalb dieser Zeit gelte das 9-Euro-Ticket auch fürs Fahrrad - sofern freilich Platz in den Bahnen ist. Im Zweifel müsse der nächste Zug genommen werden. Ebenfalls ein großes Gesprächsthema in den Servicecentern der RNV ist die Frage, ob Hunde über das vergünstigte Ticket mitgenommen werden dürfen. Das sei leider nicht möglich. „Ein Hund kann leider kein 9-Euro-Ticket kaufen“, bedauert Feier. Schließlich müsse die Fahrkarte einer Person zugeordnet werden, das gehe bei „Fiffi Müller“ nun mal nicht. Deshalb werde für jede Fahrt mit Hund ein zusätzlicher Kinderfahrschein benötigt.
Auch der Zweckverband Schienenpersonenverkehr (ZSPNV) Rheinland-Pfalz Süd informiert über zusätzliche Zugkapazitäten am Wochenende, etwa in der Regionalbahn RE 1 zwischen Mannheim und Kaiserslautern sowie den S-Bahn-Linien 1, 2 und 3. Die RE 6 in der Südpfalz werde samstags und sonntags durchgängig in Doppeltraktion gefahren, und die Züge zwischen Neustadt und Wissembourg werden um einen zusätzlichen Triebwagen verstärkt, teilt der ZSPNV mit.
Sorgen bereiten dem Zweckverband mehrere Baumaßnahmen, die die Bahn just in den Sommermonaten vorhat. Im Bereich der Metropolregion sind ab Mitte Juli Sperrungen im Bereich zwischen Neustadt und Kaiserslautern geplant. Fahrgäste sollten sich kurz vor der Reise über die tatsächlich geltenden Fahrpläne informieren.
„Wir sind gespannt, wie das Projekt ausgeht“, sagt RNV-Sprecher Feier. Entscheidend sei letztlich nicht der Preis, sondern das gute, wohnortnahe Angebot, das die Menschen zum Umsteigen in Busse und Bahnen bewege. Neubaustrecken müssten letztlich auch irgendwie finanziert werden.
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