Fußball

Durchbruch in Paderborn

Von 
Alexander Müller
Lesedauer: 
© dpa

Paderborn/Mannheim. Der Sprung nach oben, er ist immer auch mit Unwägbarkeiten gepflastert. Gelingt die schnelle Anpassung an das Niveau der höheren Liga? Bleibt man von Verletzungen verschont? Im vergangenen Sommer suchten mehrere frühere Leistungsträger des Fußball-Drittligisten SV Waldhof ihr Glück bei einem Erst- oder Zweitligisten: Marco Schuster ging zu Zweitligist SC Paderborn, Jan-Hendrik Marx heuerte bei Liga-Rivale 1. FC Ingolstadt an, Arianit Ferati unterschrieb einen Vertrag beim niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard, der überraschende Aufstieg der SpVgg Greuther Fürth machte aus Max Christiansen wieder einen Bundesliga-Profi. Die Zwischenbilanz des Quartetts in neuer Umgebung nach dem ersten Saisondrittel fällt gemischt aus.

Holland-Export Ferati muss nach zwei Einsätzen zu Beginn seit Wochen mit Corona passen, Marx wurde nur einmal für 45 Minuten eingewechselt - beim Ingolstädter 1:6-Debakel in Darmstadt. Christiansen kämpfte in der Vorbereitung mit gesundheitlichen Problemen, fasst im zentralen Mittelfeld der Fürther jedoch langsam aber sicher Fuß. Beim 1:3 in Köln kam er zu seinem vierten Kurz-Einsatz.

Nur Schuster macht in der 2. Liga genau da weiter, wo er eine Etage darunter in Mannheim aufgehört hat. Als unumstrittener Stammspieler. "Ich bin wirklich sehr zufrieden, wie es in Paderborn bisher gelaufen ist", sagt der bayerische Schwabe aus der Augsburger Nachwuchsakademie, der in allen neun Zweitliga-Partien des SCP bisher in der Startelf stand. "Dass ich alle Spiele von Beginn an gespielt habe, ist für mich natürlich toll."

Mehr zum Thema

Fußball

Waldhof-Terminplan steht bis Mitte September

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren
Fußball

Sportchef Schork: Waldhof "schon jetzt absolut wettbewerbsfähig"

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren
Fußball

Waldhof-Neuzugang Malachowski will ein weiteres Mal feiern

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren

Es ist aber auch der Lohn harter Arbeit. Denn nachdem zu Ende seiner Waldhof-Zeit die Leiste wieder mal Probleme machte, investierte Schuster im Sommer viel Zeit, um komplett fit zu werden. Er absolvierte Reha-Einheiten, stellte sich bei Adduktoren-Experten vor - alles mit dem großen Ziel vor Augen, auch in Paderborn sofort den Durchbruch zu schaffen.

Mit Erfolg. Der neue Trainer Lukas Kwasniok, zuvor in der 3. Liga bei Jena und Saarbrücken an der Seitenlinie, setzte direkt auf den bald 26-Jährigen - und machte ihn hinter Ron Schallenberg sogar zum stellvertretenden Kapitän. "Ich kenne die Rolle ja aus Mannheim, aber für mich kam es auch ein bisschen überraschend", sagt Schuster. "Aber es war für mich auch eine kleine Bestätigung, dass ich mich gut eingefunden habe. Ich bin ja ohnehin jemand, der Verantwortung übernehmen will und viel mit den Jungs spricht."

Der nahtlose Übergang vom Dritt- zum Zweitliga-Profi ist dem Ex-Waldhöfer, der zwischen 2017 und 2021 100 Mal für den SVW spielte und 2019 in die 3. Liga aufstieg, ist ihm gelungen. Die Paderborner sind eines der Überraschungsteams, stehen in der Länderspielpause auf dem dritten Platz und sorgen für viel Furore, zum Beispiel mit einem 4:1-Sieg bei Absteiger Werder Bremen im stimmungsvollen Weserstadion. Immer mittendrin Schuster, den Coach Kwasniok nicht nur als klassischer Sechser wie in Mannheim, sondern auch als Rechtsverteidiger und auf den Halbpositionen einer Mittelfeldraute spielen lässt.  "Der Trainer setzt mich relativ flexibel ein, es kommt mir zugute, dass ich mehrere Positionen spielen kann", sagt Schuster.

Ein Qualitätsunterschied zur 3. Liga sei natürlich vorhanden, aber dieser sei "nicht unglaublich riesig". Kann mit Paderborn in dieser Saison sogar der ganz große Wurf gelingen? In einer Liga, in der mit Bremen, Schalke 04 oder dem Hamburger SV namhafte, traditionsreiche Clubs spielen? Schuster antwortet zurückhaltend. "Wir können auf jeden Fall festhalten, dass es für uns eine angenehmere Situation ist, oben mitzuschwimmen als am anderen Ende der Tabelle um jeden Punkt kämpfen zu müssen. Aber es wäre schon vermessen zu sagen, dass wir Ansprüche stellen können. Wir versuchen, die Großen ein bisschen zu ärgern, so viel Punkte wie möglich zu sammeln und dann eine stabile Saison spielen", sagt er.

Der Wechsel hat sich für Schuster gelohnt, die Entwicklung stimmt, seine Perspektiven in Paderborn wirken glänzend. Abheben will der gebürtige Röglinger aber nicht.  "Ich will schon demütig bleiben. Normalität ist die 2. Liga für mich auf gar keinen Fall. Wir haben in Düsseldorf gespielt, das Stadion kenne ich aus der 3. Liga vom Waldhof-Spiel bei Uerdingen - aber ob 20.000 Zuschauer da sind oder nur 3000, ist schon ein Unterschied."

Der Kontakt zu den alten Kollegen in Mannheim ist unterdessen nicht abgerissen, sein Interesse am Waldhof weiterhin groß. Beim Auswärtsspiel des SVW gegen Dortmund II (1:1) setzte sich Schuster ins Auto und schaute sich die Partie live im Stadion an, auch im Fernsehen verfolgt er seine alte Liebe, wann immer es die Zeit zulässt. Aber die Gegenwart und die nahe Zukunft hört auf den Namen Paderborn. Die Stadt im Ostwestfälischen, in der sich Schuster privat und sportlich im Rekordtempo eingelebt hat. Auch sein geliebter Hund Paco hat den Wechsel gut verkraftet. "Wir haben hier eine Wohnung mit kleinem Garten. Er fühlt sich hier wohl." So wohl wie sein Herrchen, das den Sprung nach oben mit beeindruckender Leichtigkeit geschafft hat.

Thema : SV Waldhof Mannheim

  • SV Waldhof Waldhof-Trainer Holtz vor Cottbus-Spiel: „Wir werden leiden müssen“

    Waldhof-Trainer Luc Holtz rechnet mit „hartem Kampf“ am Sonntag im Heimspiel gegen Energie Cottbus. Woran das liegt.

    Mehr erfahren
  • SV Waldhof SV Waldhof gegen Energie Cottbus: Die wichtigsten Infos

    In der 3. Fußball-Liga empfängt der SV Waldhof Mannheim am Sonntag (16.30 Uhr) den FC Energie Cottbus. Hier kommen die wichtigsten Infos dazu.

    Mehr erfahren
  • SV Waldhof Das ist vom Kader des SV Waldhof zu halten

    Der SV Waldhof Mannheim hat seine Transferaktivitäten fürs Erste abgeschlossen. Wie ist das Ganze zu bewerten? Wo kann es hingehen für den SVW in dieser Saison?

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen