Kommentar Cineplex-Aus - ein Drama für die Innenstadt

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Jörg-Peter Klotz
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Noch ein extrem schwerer Schlag für die Mannheimer City: Statt stolz 25 Jahre als fortschrittliches Multiplex-Kino im Cineplex Planken zu feiern, gibt die Betreiberfamilie die Schließung ab Mitte 2023 bekannt. Damit endet nach insgesamt mehr als sieben Jahrzehnten an diesem zentralen Standort wirklich eine Ära. Als die Filmtheaterbetriebe Spickert 1971 das damalige Planken Lichtspiele mit zwei Sälen übernahmen und 1976 zum Kino-Center erweiterten, hatte das Haus schon 20 Jahre Filmgeschichte abgespielt. 1952 erblickte hier mit der Kultur- und Dokumentarfilmwoche auch der Vorläufer des Internationalen Filmfestivals Mannheim Heidelberg das Licht der Kinowelt. Dessen Geschäftsführer Sascha Keilholz hatte das Festival jüngst wieder an seiner Ursprungsspielstätte etabliert. Was passte: Denn zuletzt hatte das Cineplex inhaltlich ein interessantes Profil zwischen Programm- und Blockbuster-Kino mit starkem Akzent auf fremdsprachige, vor allem türkische Filme.

Doch der Verlust geht weit über cineastische Bedürfnisse und Nostalgiegefühle hinaus. Denn natürlich wird die City dadurch nicht lebendiger (was eigentlich das erklärte Ziel von Stadt, Handel und Gastronomie ist). Das Cineplex war ein Anker mit Zugkraft für die Planken, einst eine der ersten Einkaufsadressen in ganz Süddeutschland, und die gesamte Innenstadt. Die umsatzfördernde Mixtur aus Einkaufsbummel, Essen gehen, Kino und „hinterher noch was trinken“ ist jetzt buchstäblich weniger naheliegend – auch wenn mit CinemaxX, Atlantis/Odeon und Cinema Quadrat noch Kinos in der erweiterten Innenstadt bestehen. Aber nach dem 30. Juni 2023 gibt es wenig Anlass, nach Ladenschluss um 20 Uhr auf die einstige Renommiermeile Planken zu gehen. Außer gutem Eis und Fast Food findet sich dort schlicht fast nichts mehr.

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Filmisch formuliert ist das ein Drama für Mannheim, mehr noch: ein Katastrophenszenario. Denn als Erlebnisraum hat die City nun noch ein Argument weniger. Und das nach Jahren voller verkehrs- und umbautechnischer Quälereien sowie einer Pandemie, in denen viele Besucherinnen und Besucher von auswärts den Weg nach Mannheim regelrecht verlernt haben. Der Abwärtsspirale in puncto Attraktivität, der auch das Cineplex zum Opfer gefallen ist, müssen die vielen Akteure, die „Irgendwas mit Stadtentwicklung“ auf der Visitenkarte stehen haben, mehr entgegensetzen als im Fall des Traditionskinos. Das hatte schon vor zwei Jahren Notsignale gesendet. Passiert ist nichts.

Ressortleitung Stv. Kulturchef