Mannheim. Der Ausschuss, der die Akten rund um die Umstände gesichtet hat, die zur Schließung des Fahrlachtunnels geführt haben, hat seinen Abschlussbericht vorgelegt. Wer aber glaubt, nun herrsche Klarheit darüber, warum der Tunnel fast zwei Jahre lang vollständig gesperrt werden musste, sieht sich getäuscht. Im Gegenteil: Die Frage nach der schlussendlichen Verantwortung bleibt unbeantwortet.
Wenig überraschend
Überraschend ist das nicht. Die Schuld an dem letztlich doch enttäuschenden Abschlussbericht aber jenen Mitgliedern des Gemeinderats zu geben, die den Ausschuss gebildet haben, wäre völlig falsch. Schließlich hatten schon während der Sperrung des Tunnels die für die Wiederöffnung verantwortlichen Experten der Verwaltung immer wieder auf die technische Komplexität eines solchen Bauwerks hingewiesen. Dass sich zehn ehrenamtlich arbeitende Stadträtinnen und Stadträte so tief in eine Materie hätten einarbeiten können, wozu andere viele Jahre und einen entsprechenden Berufshintergrund brauchen, hatte man nicht erwarten dürfen. Laut Gemeindeordnung war fachliche Hilfe, etwa im Rahmen eines Untersuchungsausschusses, nicht möglich. Angesichts der Schwere - und Relevanz - der Aufgabe ein Unding. Weil die technische Komplexität der Thematik für die Mitglieder deshalb kaum zu überblicken war, war der Ausschuss selbst das falsche Instrument.
Immerhin aber konnte das Gremium zahlreiche noch offene Fragen herausarbeiten. Wie konnte es einer Großstadt passieren, dass zu einem derart wichtigen Bauwerk, das bei einem Notfall zur womöglich tödlichen Falle vieler Autofahrerinnen und Autofahrer hätte werden können, über Jahrzehnte keine vernünftige Aktenlage vorhanden ist? Wie konnten wichtige Richtlinien zur Sicherheit von Tunneln teilweise jahrelang unbearbeitet bleiben? Warum führte die Verwaltung jahrelang kein ordentliches Tunnelmanagement und Monitoring? Warum blieben auch in einer kleinteilig organisierten Verwaltung die gravierenden Probleme jahrelang unerkannt?
Für Außenstehende sind Antworten darauf nach wie vor schwer bis gar nicht nachzuvollziehen. Dass mit dem Ende des Ausschusses auch die Aufarbeitung abgeschlossen sein soll, trägt da zur Unzufriedenheit bei.
Unzufriedenheit und offene Fragen gibt es auch bei der geplanten Teil-Umzäunung des Spinelli-Geländes. Vielleicht ist ja auch hier ein Akteneinsichtsausschuss zur Klärung möglich? Die Akten jedenfalls dürften besser erhalten und inhaltlich nachvollziehbarer sein als beim Tunnel.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Zu wenig Klarheit beim Fahrlachtunnel
Der Ausschuss zur Sichtung der Akten rund um den Fahrlachtunnel hat ein insgesamt ernüchterndes Ergebnis präsentiert. Das aber ist nicht die Schuld der Mitglieder, die ohne fachliche Hilfe auskommen mussten. Ein Unding, kommentiert Sebastian Koch