Kommentar Xavier Naidoos Ruf ist längst ruinierter als ruiniert

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Jörg-Peter Klotz
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Mannheim. Erstaunlich sind die jüngsten Veröffentlichungen von Xavier Naidoo an der Seite von Nazi-Hooligans, Libertären, Identitären, QAnon-Sektieren und Aufruf zum militanten Widerstand gegen Corona-Maßnahmen natürlich nicht. Dass der Mannheimer gemeinsame Sache mit dem Ex-Frontmann einer offen rechtsextremen Band wie Kategorie C macht, ist allerdings schon eine neue (Minus-)Qualität. Und das 20 Jahre nach der Tour "Rock gegen rechte Gewalt" mit Udo Lindenberg und dem antirassistischen Brothers-Keeper-Hit "Adriano (Letzte Warnung)". Das Positive daran: Jetzt kann wirklich niemand mehr behaupten, Naidoo sage einfach nur seine Meinung im unglücklich gewählten Kontext. Wobei: Ruinierter als ruiniert konnte sein Ruf ohnehin gar nicht mehr werden. Bleibt die Frage: Wie geht die Mehrheitsgesellschaft damit um?

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Konzertverbote für städtische Bühnen wie in Rostock und das Sperren von Liedern sind nachvollziehbar. Man würde auch kein Kaufhaus zwingen, braune Socken ins Sortiment zu nehmen, wenn sie da nicht reinpassen. Genau so wenig, muss eine Gemeinde jemandem ein Forum bieten, der erklärtermaßen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung arbeitet . Aber sind diese Maßnahmen auch vernünftig? Sie werden von den rechten Influencern um Naidoo längst einkalkuliert, befeuern Märtyrer-Mythen und die Wahnvorstellung, in einer Diktatur mit Zensur zu leben. Prompt wurden auch jetzt wieder Märchen verbreitet, der Staat habe Angst vor Xavier Naidoo und seinen rechten Spielkameraden. Das ist Unsinn: Der musikalische Aktivismus des Mannheimers wirkt kaum noch über die eigene Filterblase hinaus. Und spätestens seit Pfingsten 2021 weiß wirklich jeder, wes Geistes Kind er ist. Und wer politisch und epidemiologisch trotzdem einem Sänger folgt, der die Erde für eine Scheibe hält, dem ist wohl sowieso nicht zu helfen.

Ressortleitung Stv. Kulturchef