Kommentar Warum der Mannheimer Nachtwandel kein Selbstläufer ist

Der Nachtwandel im Jungbusch ist beliebt, steht aber finanziell auf wackeligen Beinen. Thorsten Langscheid geht der Frage nach, wie es um die Zukunft der Großveranstaltung bestellt ist.

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Thorsten Langscheid
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Jungbusch. Es fehlt, wie so oft, noch jede Menge Geld, aber die Macher sind frohen Mutes. Der Nachtwandel 2025 findet statt, so ihre Botschaft. Also dürfen wir uns alle wieder auf zwei ganz besondere Mannheimer Herbstabende im Kiez freuen: Flanieren zwischen Moschee und Muckibude, Basement Bikes und Barbershop, Car Wash und Kulturbrücken. Hinterhöfe erkunden. Musikern lauschen, Künstlern über die Schultern gucken. Essen, Trinken; Freunde und Bekannte treffen.

Nachtwandel im Jungbusch: „Das klappt!“, sagen die Macher

In diesem Jahr haut das wahrscheinlich gerade noch einmal hin. Das Crowdfunding fürs Kulturprogramm nimmt gewiss nochmal Fahrt auf, die noch fehlenden rund 8.000 Euro werden am Ende zusammenkommen. Und die gestrichenen 50.000 Euro von der Stadt? Kommunale Etats neigen dazu, trotz aller Sparzwänge, noch Haushaltsreste – also zwar verplante, aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht ausgegebene – Mittel aufzuweisen, die man dann doch noch umwidmen könnte. VTM-Geschäftsführer Oliver Althausen, dessen Job die organisatorische Durchführung des Nachtwandels am 25. und 26. Oktober ist, lässt sich nicht gerne in seine Zahlen schauen, verbreitet aber Zuversicht: „Das klappt!“, sagt er – auch mit Hilfe von Spendern und Sponsoren.

Großveranstaltung

Nachtwandel im Mannheimer Jungbusch hat Finanzprobleme

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Geschichte, sagt man ja, wiederholt sich nicht. Aber vor genau zehn Jahren stand der Nachtwandel schon einmal auf der Kippe. Die Stadt hatte kein Geld, Zuschüsse mussten gestrichen werden. 2015 hatte es mit vereinten Kräften nochmal geklappt. Im Jahr darauf ging dann gar nichts mehr. Ausgerechnet der 13. Nachtwandel war der erste, der abgesagt wurde. Wegen der Finanzen bisher auch der einzige, obwohl die Veranstaltung in den Corona-Jahren 2020 und 2021 ebenfalls nicht stattfinden konnte.

Sparvorgaben in Mannheim: Auch andere Großveranstaltungen betroffen

Es wäre ein Jammer, wenn der Jungbusch in diesem oder im nächsten Oktober nicht leuchten könnte, keine Frage. Von den Sparvorgaben betroffen sind aber auch andere nichtkommerzielle Macher beliebter Großveranstaltungen: So hört man aus Sandhofen, dass die Kerwe dort am kommenden Wochenende durchfinanziert ist – dank eines städtischen Zuschusses, aber auch dank des Kerwevereins, der buchstäblich alles zusammengekratzt hat, was er an Geld auftreiben konnte. Reserven für nächstes Jahr: nicht mehr vorhanden.

Ganz ähnlich sieht’s auch im Jungbusch aus. Eigene Mittel, die es in den Nachtwandel stecken könnte, hat das Gemeinschaftszentrum nicht, es ist für die Erfüllung seiner sozialen Aufgaben ja ebenfalls auf die Finanzierung durch städtische Mittel angewiesen. Eine Verkürzung des Nachtwandels auf nur einen Abend würde die Kosten nicht stark genug senken. Das Thema Eintritt will man (noch) nicht anpacken. Bleibt nur ein erneuter Aufruf an Spender und Sponsoren. Und die Erkenntnis: Der Nachtwandel ist – wie manch anderes beliebte Event – kein Selbstläufer.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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