Kommentar Verzögerung fürs Mannheimer Klinikum sehr ärgerlich

Steffen Mack bedauert, dass das Bundeskartellamt gegen den geplanten Verbund des Mannheimer Klinikums mit dem in Heidelberg ein Veto eingelegt hat. Er sieht in der anhaltenden Verzögerung auch ein taktisches Versäumnis

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Steffen Mack
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Mannheim. Wenn schlechte Nachrichten erwartbar sind, lindert das wenigstens den Böse-Überraschung-Effekt. Aber besser macht sie das nicht. Und das Veto des Bundeskartellamts zum geplanten Klinika-Verbund ist insbesondere für Mannheim ganz bitter.

Es bedeutet nicht nur ein weiteres Dreivierteljahr Unsicherheit, unter der vor allem die Beschäftigten leiden. Auch die enorme Belastung der Stadt hält an. Sollten an der gar die 100 Millionen Euro hängenbleiben, die fürs nächste Jahr allein für den laufenden Krankenhausbetrieb zugesichert werden mussten, würde die ohnehin schwierige Haushaltslage zur finanziellen Katastrophe. Zumal die Nationaltheater-Sanierung ebenfalls ein Fass ohne Boden zu sein scheint.

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Stefanie Järkel
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Mannheim muss nun mit allem und allen, die es dafür hat, in Stuttgart auf eine Kostenbeteiligung in bisheriger Höhe (60 Prozent) drängen. Das könnte schwierig werden. In der Koalition ist - angesichts des nahenden Abschieds von Grünen-Landesgroßvater Winfried Kretschmann und des anhaltenden Umfragehochs der CDU - offenbar eine gefährliche Endzeit-Stimmung ausgebrochen. Dann wird um jeden Beschluss und jeden Euro erbittert gerungen.

Wieso hat man den Landrat nicht eingefangen bekommen?

Besonders ärgerlich ist, dass die anhaltende Verzögerung hier in der Region mitverursacht wurde. Man mag den Widerstand der GRN-Kliniken im Rhein-Neckar-Kreis als reines Kirchturmdenken kritisieren. Aber dass es nicht gelungen ist, sie beziehungsweise den Landrat Stefan Dallinger beizeiten einzubinden und ihren Groll auf die Heidelberger Uniklinik zu lindern, ist ein folgenschweres taktisches Versäumnis. Auch wenn der CDU-Politiker - zumindest nach außen hin - primär dem Land die Schuld gibt, geht das vor allem mit jenen lokalen Akteuren nach Hause, die das Projekt vor vier Jahren starteten.

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Hoffnungsvoll stimmt immerhin, dass es noch den Weg über eine Erlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gibt. Dabei spielen, anders als vor dem für Krankenhäuser eigentlich ungeeigneten Kartellamtsverfahren, nicht nur Wettbewerbsaspekte eine Rolle. Sondern gesamtstaatliche Fragen. Und da sollten die rund 2000 Studienplätze am Mannheimer Klinikum - Stichwort Ärztemangel - und die mit dem blühenden Forschungsstandort verbundenen Chancen ziemlich gute Argumente sein.

Beim zu erwartenden Veto aus Bonn konnte man, auch das ist positiv, den Antrag bereits vorbereiten. Eine schlechte Nachricht ist und bleibt es dennoch.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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