Kommentar Verschwindet das Alte Relaishaus, wäre das kein Drama

Konstantin Groß plädiert dafür, sich in Sachen Relaishaus ehrlich zu machen: Für Erwerb des Grundstücks und Wiederaufbau des Gebäudes fehlt der Stadt das Geld.

Veröffentlicht
Kommentar von
Konstantin Groß
Lesedauer

Mannheim. Zehn Jahre ist es nun her, dass das Alte Relaishaus auf der Rheinau abgebrannt ist. Seither prangt im Herzen der Hauptschlagader des flächenmäßig zweitgrößten Mannheimer Stadtteils ein hässliches Gerippe. Ein permanentes Ärgernis für die Bevölkerung, aber auch für die Politik, die dafür verantwortlich gemacht wird. Diesmal zu Unrecht.

Denn verantwortlich für diese Situation ist natürlich zuallererst der Besitzer, der das Gebäude in Brand gesteckt hat. Dass unsere Rechtsordnung auch solche Eigentümer bis zur Unverständlichkeit vor öffentlichem Eingriff schützt, kann auf kommunaler Ebene nicht korrigiert werden. Das aktuelle Insolvenzverfahren bietet zumindest einen ersten Hoffnungsschimmer.

Doch auch dann bleibt ein Problem: Will die Stadt das Bauwerk retten, dann muss sie das Grundstück erwerben und die Ruine neu aufbauen. Wobei der Wiederaufbau teurer wird als der Grundstückserwerb und in die Millionen gehen dürfte. Nicht zu sprechen von den Folgekosten, also der Unterhaltung, sollte der Neubau eine kommunale Nutzung erhalten.

Denkmalschutz

Welche Zukunft hat das Alte Relaishaus auf der Rheinau?

Veröffentlicht
Von
Konstantin Groß
Mehr erfahren

Doch aktuell ist die Zeit für ein solches Vorhaben gelinde gesagt nicht ideal. Mannheim befindet sich in der schwersten Finanzkrise seit Jahren, Riesenprojekte wie Klinikum und Nationaltheater drücken, beim Sparen geht es ans Eingemachte vom Herschelbad bis zu sozialen Maßnahmen. Dass angesichts dessen mehrere Millionen für den Wiederaufbau der Ruine eines Hauses in einem Stadtteil finanziell darstellbar und politisch durchsetzbar sind, ist wohl eine Illusion. Ebenso wie die Hoffnung, einen Super-Mäzen à la Hopp für dieses Thema gewinnen zu können.

Möglich also, dass die gestützten Mauern noch in zehn Jahren stehen. Oder danach oder zuvor zusammenfallen. Mittlerweile ist das vielen Menschen auf der Rheinau auch egal, nämlich eine gewisse Ermüdung an dem Thema festzustellen. Viele wollen, dass „es“ einfach nur endet, egal wie.

Das Verschwinden dieses historischen Bauwerks wäre natürlich bedauerlich. Aber ein Drama? Nein! Das Relaishaus ist nicht Notre-Dame. Das mit dem „identitätsstiftend“ sollte man nicht überhöhen, sondern sich ehrlich machen. Die Identität der Bevölkerung in Kern-Rheinau hängt nicht an einem alten Haus. Sie hängt am menschlichen Miteinander in diesem Quartier, in dem 61,7 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund und ausländische Staatsangehörige leben. An dem Klima der Toleranz, das hier erfolgreich gepflegt wird. An einer sozial ausgerichteten Politik, die im Stadtteil bezahlbaren Wohnraum, Kinderbetreuung und optimale Schulversorgung bietet. Das schafft vor Ort Identität.

Autor

Thema : BASF

  • BASF BASF: Was der Konzernbetriebsrat zum Verkauf der Lacksparte sagt

    Sinischa Horvat, Vorsitzender des BASF-Konzernbetriebsrats, hat klare Vorstellungen dazu, was mit dem jüngst bekannt gewordenen Teilverkauf der Lacksparte einhergehen muss.

    Mehr erfahren
  • BASF BASF verkauft Lacksparte an Carlyle

    Das Geschäft des Chemiekonzerns mit Lacken geht zu großen Teilen an einen US-Finanzinvestor. Einen Teil der Coatings-Sparte behält BASF aber noch. Beschäftigte im Ludwigshafener Werk sind nicht vom Verkauf betroffen.

    Mehr erfahren
  • BASF Wie die BASF mit ihrer Strategie vorankommt

    Konzernchef Markus Kamieth sieht Fortschritte bei der Neuausrichtung des Chemiekonzerns. Beim Strategie-Update gibt es auch einige Überraschungen.

    Mehr erfahren
VG WORT Zählmarke