Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Thorsten Riehle ist eine gute Wahl

Mannheim. Die allergrößte Überraschung ist diese Personalie nicht mehr. Schon im vergangenen Sommer sollen sich die Spitzen der Mannheimer SPD auf eine Lösung für den Fall verständigt haben, dass sich ihr Oberbürgermeister Peter Kurz nach zwei Amtszeiten keine weiteren acht Jahre antun will. Allgemein erwartet worden war zwar eher das Gegenteil. Dennoch haben sich die Genossen bemerkenswert einmütig auf Thorsten Riehle als Kandidaten verständigt. Dabei wären kraft Amtes oder als Abgeordnete schon noch der eine oder die andere in Frage gekommen. Somit spricht die harmonische Kür klar für Riehle.

Beachtlich ist auch der Einsatz, mit dem er ins Rennen geht. Seinen Posten als Capitol-Chef will er selbst bei einer Niederlage aufgeben, wäre somit erstmal arbeitslos (Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat ist kein Beruf).

Angeblich gibt die SPD ihre Personalie erst jetzt bekannt, weil zunächst das Nachfolgemodell fürs Kulturhaus gänzlich zu klären war. Das kann gut sein. Aber natürlich ist der Jahresbeginn auch taktisch ein prima Zeitpunkt. Zumal die Konkurrenz noch nicht sagen kann, wen sie ins Rennen schickt. Bei der Mannheimer CDU gibt es mit dem offenbar zaudernden Christian Specht immerhin jemanden, der für eine Kandidatur unstrittig geeignet wäre. Bei den Grünen ist die Lage weit weniger klar.

Nicht nur ein „Bauchmensch“

Riehle jedenfalls genießt nun bereits höchste Aufmerksamkeit. Wobei die Kurz-Fußstapfen nach 16 Jahren, die Mannheim in vielen Bereichen vorangebracht haben, schon groß sind. Und nur ein „Weiter so“ ist für neue Kandidaten selten eine schlaue Devise.

Interessant ist, wie er sich nun im Interview von Kurz abgrenzt. Dessen Erfolge preist Riehle, er hat ja auch so gut wie alles mitgetragen. Gleichwohl betont er auffällig, was für unterschiedliche Typen sie doch seien. Riehle ist zwar in der Tat deutlich leutseliger. Aber dass dieser „Bauchmensch“ – wie er sich schon bei seinem Aufstieg zum Fraktionschef charakterisierte – kein strategisches Denken hat, sollte niemand glauben. Wenn er etwa „weniger New York und mehr Mannheim“ sein will, zielt das auf den beißenden Spott, den Kurz für die Kür zum Weltbürgermeister einstecken musste. Und die Ankündigung, frischen Wind in die Verwaltung zu bringen, dürfte mehr noch als dem Amtsinhaber dem Ersten Bürgermeister gelten.

Doch noch muss sich Specht ja erstmal erklären, ebenso die Grünen. Das Wahl-Halbjahr beginnt in jedem Fall spannend – und damit äußerst vielversprechend.