Mannheim. Tausende Menschen standen trotz sengender Mittagshitze auf der Rheinau auf der Straße, um den Festumzug der Vereine zu sehen. Im Festzelt auf dem Wallstadter Rathausplatz wurde heftig gefeiert, rund um den Feudenheimer Brunnen ebenso wie im Herzogenried. In Mannheims Stadtteile ist am Wochenende das Leben zurückgekehrt – und nicht nur dort: Ob Ilvesheim, Heddesheim, ob Lampertheim oder Viernheim – überall gab es große Feste, und überall waren sie gut, meist sogar sehr gut besucht.
Damit setzt sich fort, was bereits beim Mannheimer Stadtfest Ende Mai zu beobachten war. Nach über zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie drängt es die Menschen geradezu dorthin, wo wieder etwas los ist. Zwar spüren viele Kulturveranstalter teilweise noch eine sehr, sehr deutliche Publikumszurückhaltung, sind viele Leute vielleicht auch einfach zu lange entwöhnt von Kino und Kabarett. Doch das scheint dort nicht zu gelten, wo Bierbänke aufgeschlagen und Zelte aufgestellt werden.
Für die Vereine als Ausrichter der Stadtteilfeste, ja für die gesamten Stadtteile, ist das enorm wichtig. Solche Events dienen einmal dazu, die Jugendarbeit und viele andere Angebote der Vereine zu finanzieren. Aber sie sind weitaus mehr. Stadtteilfeste stiften Identität, sorgen für ein Heimat- und Zusammengehörigkeitsgefühl und bieten die Chance, Gemeinschaft zu erleben – auch für jene Menschen, die sonst alleine sind. Denn bei solchen Anlässen wird auf den Bierbänken zusammengerückt und auch mal mit Fremden angestoßen. Das alles stärkt Nachbarschaften und letztlich das funktionierende Gemeinwesen.
Daher ist es für das Leben in den Stadtteilen auch so wichtig, dass all diese Veranstaltungen endlich wieder möglich sind. Sie helfen, dass die Vororte nicht zu reinen Schlafstädten verkommen, sondern sich dort Handel, Handwerk und all das, was man soziale Infrastruktur nennt, erhält. Große Anerkennung verdienen daher all jene, die – gerade an solch einem heißen Wochenende – das alles auf die Beine stellen, die Zelte auf- und abbauen, Bänke schleppen, Getränke ausschenken, am Grill stehen, Gläser spülen oder für das Programm sorgen. Dabei haben sie mit immer stärker steigenden Kosten sowie immer schärferen Auflagen der Behörden zu kämpfen – und geben trotzdem nicht auf. Eine Frau, seit Jahrzehnten bescheidener wie unermüdlicher Motor des Vereinslebens in ihrem Stadtteil, ist an diesem Wochenende mal geehrt worden. Aber alle Akteure haben viel mehr Wertschätzung der Öffentlichkeit verdient.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Tausende Menschen feiern auf der Rheinau - warum Stadtteilfeste so wichtig sind
Peter W. Ragge freut sich, dass in den Vororten wieder kräftig gefeiert wird. Stadtteilfeste stiften Identität und sorgen für ein Heimat- und Zusammengehörigkeitsgefühl, kommentiert er.