Bürgerbeteiligung Straßennamen in Rheinau-Süd gehen ganz Mannheim an

Ab 4. März haben 283 000 Mannheimerinnen und Mannheimer Gelegenheit, über neue Straßennamen in Rheinau-Süd abzustimmen - zu Recht, findet Redakteur Konstantin Groß, denn das Thema "Koloniales Erbe" gehe die gesamte Stadt an

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Konstantin Groß
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Die Mannheimerinnen und Mannheimer haben in diesem Jahr die Chance, zusätzlich zur Europa- und Kommunalwahl ihre Stimmen abzugeben: Vom 4. bis 17. März dürfen sie abstimmen, wie vier Straßen in Rheinau-Süd künftig heißen sollen, deren Namen bislang drei Kolonialverbrecher und einen Hitler-Bewunderer ehren. Unabhängig vom örtlichen Anlass ist dies ein für die gesamte Stadt wichtiges Ereignis: die erste stadtweite Abstimmung zu einem kommunalen Thema seit jener über die Buga.

Und zudem: Der geografische Rahmen mag zwar begrenzt sein, die Thematik ist es nicht. Die Diskussion über die Straßennamen in Rheinau-Süd steht stellvertretend für Mannheims Umgang mit seinem eigenen kolonialen Erbe.

Über das Diskussionsstadium „Umbenennung ja oder nein“ ist die Stadtgesellschaft insgesamt glücklicherweise bereits hinaus. Nun hat sie die Wahl. Und bereits im Vorfeld zeigt sich ein positiver Effekt: Viele recherchieren im Netz oder in Büchern, um mehr über die vorgeschlagenen Namen zu erfahren, kommen dadurch zuweilen erstmals in Berührung mit der Thematik Kolonialismus.

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Und es wird heftig orakelt, wer die besten Chancen hat. Manche glauben, dass es läuft wie bei der Gemeinderatswahl: Bekannte Namen würden gewählt. Wenn dem so ist, dann hätten die Berggorilla-Retterin Dian Fossey und der Weltreisende Marco Polo die Nase vorn. Doch es kommt darauf an, wer seine Anhänger stärker mobilisieren kann: der Arbeitskreis Kolonialgeschichte, der bei der Neubenennung für ein sehr bewusstes politisches Zeichen wirbt, oder die Siedlergemeinschaft, auf deren Präferenzen man noch gespannt sein darf.

Richtig spannend wird es dann, wenn das Endergebnis in Rheinau-Süd anders ausfällt als im Rest Mannheims: Folgt der Rat dann der Stadtgesellschaft und sorgt damit vor Ort erneut für viel Frust? Oder folgt er dem Votum aus Rheinau-Süd und lässt damit die Teilnehmenden aus anderen Teilen Mannheims mit der Frage zurück, wofür sie überhaupt konsultiert wurden? Der Gemeinderat ist wahrlich nicht zu beneiden.

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VG WORT Zählmarke