Kommentar Stadt Mannheim muss Info-Panne zu Spinelli-Zäunen aufklären

Steffen Mack findet es unbegreiflich, dass die auf dem Buga-Areal nun nötigen, umfangreichen Schutzzäune für Haubenlerchen und andere bedrohte Tierarten nicht früher bekannt wurden

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Steffen Mack
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Mag sein, dass die Zäune gar nicht so störend wirken. Laut Regierungspräsidium können sie passend zur Landschaft gestaltet werden und müssen nur so hoch sein, dass Menschen und Hunde nicht auf die Idee kommen, die für Haubenlerchen und andere bedrohte Tierarten gedachten Reviere zu betreten. Doch am ärgerlichen Faktum ändert das nichts. Dass die Stadt verpflichtet ist, 15 bis 18 der insgesamt rund 80 Hektar auf Spinelli dauerhaft einzuzäunen, hätte zwingend deutlich vor der Bundesgartenschau bekanntgegeben werden müssen.

Diese Vorgabe wurde im Juni 2021 drei Stellen in Mannheim mitgeteilt: neben der von Michael Schnellbach geleiteten Buga-Gesellschaft auch den Dezernaten für Bauen und Umwelt, geführt von Ralf Eisenhauer und Diana Pretzell. Leider ließ sich bisher nicht klären, ob diese wichtige Information dort auf Arbeitsebene versackt ist oder auf Leitungsebene verschlampt wurde. Klar ist aber, sie hätte nach oben weitergegeben werden müssen. Somit gab es in jedem Fall Versäumnisse an mehreren Stellen. Und wenn trotz einiger Mitwisser tatsächlich nie in den diversen, mit der Buga betrauten Gremien über die Zaun-Problematik gesprochen worden sein sollte, ist das völlig unbegreiflich.

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Will die Stadtverwaltung nicht wie ein Schwarzes Loch erscheinen, muss sie hier aufklären. Wie beim Fahrlachtunnel nur zu sagen, die individuelle Verantwortung für Versäumnisse lasse sich nachträglich nicht mehr ermitteln, wäre viel zu wenig.

Nur aus Mordlust

Hoffentlich lässt sich mit dem Regierungspräsidium nun noch ein Kompromiss finden. Eine für beide Seiten akzeptable Lösung könnten Habitate für bedrohte Tierarten nur westlich der Völklinger Achse sein, mit möglichst wenigen, niedrigen Zäunen.

Generell sind natur- und artenschutzrechtliche Auflagen heute in vielen Bereichen sicher bürokratisch stark übertrieben. Aber bei allem verständlichen Ärger darüber sollte man eines bedenken: Schuld daran, dass etwa die Haubenlerche akut vom Aussterben bedroht ist, trägt allein der Mensch. Er hat nicht nur ihre Brutgebiete zugebaut, sondern ihr unzählige zusätzliche Fressfeinde beschert. Wobei Hauskatzen ja eigentlich daheim fressen. Vögel töten sie nur aus naturgegebener Mordlust.

Es ist moralisch somit richtig, wenn staatliche Stellen die bedrohte Spezies durch Wiederansiedlungen stärken. Und Spinelli ist dafür nun mal bestens geeignet. Das wenigstens war immer schon klar.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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