Es standen sich am Donnerstag keine „Holzköpfe“ gegenüber, sondern Menschen, die sich intensiv mit dem Wald beschäftigen und denen die Bäume am Herzen liegen. Auch Forstwissenschaftler, das haben sie bei dem Rundgang zugegeben, können nicht voraussagen, ob ihre Pläne fruchten werden, mit denen sie den Folgen des Klimawandels begegnen wollen.
Der Heidelberger Wald ist doppelt zertifiziert, trägt das Gütesiegel des „Forest Stewardship Council (FSC)“ und des „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC)“. Vor drei Jahren schmückte die Unistadt zudem den Titel „Waldhauptstadt Deutschlands“. Es spricht also vieles dafür, dass die Mitarbeiter des städtischen Forstamtes in den zurückliegenden Jahren einiges richtig gemacht haben.
Selbst den in den 1980er-Jahren häufig zitierten „Sauren Regen“ haben sie in den Griff bekommen. Er ist nämlich nicht versiegt. Zwar sind Abgase entschärft worden, dafür sind mehr Fahrzeuge unterwegs. Etwa alle zehn Jahre bläst eine Maschine Feuchtkalk in den Wald hinein, damit die Baumwurzeln im Buntsandstein nicht durch einen PH-Wert verbrennen, der vergleichbar wäre mit Essig.
Auch bei der aktuellen Diskussion ums Mühltal haben die Waldverwalter gut reagiert und sensibel wie eine Kapillarwurzel die Stimmung aufgenommen, statt mit der Axt Pläne durchzusetzen.
Der Klimawandel muss uns jetzt alle zu Baumschützern machen, wie die engagierten „Waldwende“-Initiatoren es vormachen. Mit jedem gefällten Stamm wird weiteres CO2 freigesetzt, das Buche, Fichte oder Ahorn über Jahrzehnte eingespeichert haben. Und die Mehrheit des geernteten Holzes wird schlicht verbrannt.
Zur Wahrheit gehört zudem, dass zwar die Heidelberger Bäume nun stehenbleiben dürfen, dafür andernorts auf der Welt weiter Stämme gefällt werden – auch, um unseren Bedarf an Papier, neuen Möbeln und Pelletheizungen zu decken.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Sensibel reagiert
Michaela Roßner zur neuen Entwicklung im Mühltal