Der Erfolg hat viele Väter, doch der Misserfolg ist ein Waisenkind. Dieser Spruch ist so ausgelutscht, dass man Hemmungen hat, ihn zu zitieren. Doch er passt einfach zu gut auf den jüngsten Beschluss des Gemeinderates zur Schulsanierung: Nun sind alle dafür und voll des Lobes für das einst mächtig umstrittene Projekt – auch diejenigen, die es bis vor kurzem heftig bekämpft haben, allen voran die Grüne Liste.
Dass ein anstehender Urnengang daran nicht ganz unschuldig ist, liegt auf der Hand. Insofern war es an der grünen Bürgermeister-Kandidatin Fadime Tuncer, die Kehrtwende zu verkaufen. Politisch versiert und mit persönlichem Charme hat sie das blendend hinbekommen. Die Miene von Fraktionschef Christian Wolf offenbarte allerdings die wahre Gemütslage in ihrer Fraktion.
Manche hatten erwartet, von den Grünen ein Wort der Einsicht zu hören, dass sie sich bislang geirrt haben, als sie das Projekt als finanziell nicht beherrschbar und damit politisch unverantwortlich erachteten. Es kam nicht. In dieser Hinsicht mehr Größe zeigten die Freien Wähler, zu Beginn ebenfalls entschieden dagegen.
Süffisant konnten CDU, SPD und FDP darauf verweisen, stets „auf der richtigen Seite“ gestanden zu haben. Doch es war wieder einmal vor allem der Liberale Wolfgang Renkenberger, der dies rhetorisch brillant und politisch wirksam formulieren konnte.
Zufrieden sein kann Hansjörg Höfer. In einem mit persönlichen Brüchen verbundenen Kampf gegen langjährige politische Weggefährten hat der grüne Bürgermeister das Projekt durchgesetzt. Neben der Wiederbelebung des OEG-Geländes im Stadtkern bleibt dasVorhaben mit seiner Amtszeit verbunden – so oder so.
Denn in zwei Jahren kann noch viel passieren – mit den Kosten des Projektes und der Finanzlage der Stadt nach Corona. Noch ist die Messe nicht gelesen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Schulsanierung Schriesheim: Plötzliche Einigkeit
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