Kommentar Risiken richtig bewerten für Kampf gegen Klimawandel

Stefanie Ball fordert mehr Einsatz fürs Klima

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Stefanie Ball
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Mannheim, Heidelberg und sieben weitere deutsche Städte wurden für die EU-Mission „100 klimaneutrale Städte bis 2030“ ausgewählt. Das ist natürlich erfreulich, das Ziel jedoch ist extrem ambitioniert. Vor allem für eine Industriestadt wie Mannheim. Man muss kein großer Pessimist sein, um festzustellen: Das kann kaum gelingen.

Klar, das heißt nicht, dass man angesichts des Berges an Aufgaben, der sich auftürmt, gar nicht erst loslegen sollte. Und doch beschleicht einen das ungute Gefühl, dass hier wieder mehr Papier beschrieben als am Ende konkret umgesetzt wird. Das Zeitfenster ist extrem begrenzt, wie soll in acht Jahren eine Transformation gelingen, die sich die Weltgemeinschaft seit ihren ersten Klimagipfeln in den 1990er Jahren vorgenommen hat?!

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Zumal sich die eigentlichen Akteure, die Menschen, noch immer schwertun. Der Verkehrsversuch in der Mannheimer Innenstadt, an dem es, kaum hat er begonnen, scharfe Kritik gibt, ist ein perfektes Beispiel für die oft mangelnde Bereitschaft für wirkliche Veränderungen. Die Innenstadt sei das Herz einer jeden Stadt, lautete ein Kommentar. Das ist richtig. Aber wer sagt, dass dieses Herz nur lebt, wenn es mit dem Auto erreicht wird? Holländische Städte, die das Fahrrad als Verkehrsmittel an oberste Stelle setzen, sterben jedenfalls nicht aus. Hierzulande hingegen liegt die Priorität beim individuellen Autoverkehr, und so wird sich in Sachen Mobilität nichts ändern, solange sich diese Prioritäten (in den Köpfen) nicht verschieben.

Letztlich liegt das Problem bei der Bekämpfung des Klimawandels in der Risikobewertung: Je weiter ein Risiko entfernt ist, sowohl örtlich als auch zeitlich, desto unaufgeregter sind wir. Die Hitzewelle in Indien ist weit weg, das Hochwasser im Ahrtal schon lange her. Entsprechend gering ist das Risikoempfinden. Diese Fehleinschätzung zu korrigieren, sollte zentrale Aufgabe der Kommunen sein. Und manchmal müssen sie das, was sie für richtig halten, auch einfach machen (dürfen). Für lange Diskussionen ist jedenfalls keine Zeit mehr.

Freie Autorin