Kommentar Postquadrat: Die Stadt Mannheim duckt sich weg!

Das Mannheimer Postquadrat hat sich vom schmucken Hochglanzprospekt-Investment in eine Bauruine verwandelt, kommentiert Walter Serif. Die Kosten dieses Desasters müssen die Käufer der Eigentumswohnungen tragen

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Walter Serif
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Mannheim. Es ist wirklich eine Schande! Seit fast zwei Jahren rührt sich nichts mehr in der Schwetzingerstadt. Das Mannheimer Postquadrat am Hauptbahnhof hat sich vom schmucken Hochglanzprospekt-Investment in eine Bauruine verwandelt, die beim Durchreisenden das falsche Bild von Mannheim als einer hässlichen Stadt erzeugt. Die Kosten dieses Desasters müssen seit der Insolvenz des Projektentwicklers Eyemaxx Real Estate in erster Linie die Käufer der 140 Eigentumswohnungen zahlen. Sie erleben einen wahren Nervenkrieg. Die finanziellen Verluste zehren an ihnen, weil nicht einmal sicher ist, ob es wenigstens ein Ende ohne Schrecken geben wird.

Das ist umso bitterer, weil die Eigentümer keine Schuld trifft: Ihnen wurde eingeredet, dass ihr Geld in einem seriösen Projekt steckt. Weder die Stadt noch das Sparkassen-Konsortium haben daran Zweifel gelassen. Jetzt müssen die Eigentümer nicht nur einen Kredit bezahlen, sondern auch eine zusätzliche Miete, weil sie ja bis zum Einzug ein Dach über dem Kopf brauchen.

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Es gibt aber auch einen Skandal im Skandal: Obwohl die Menschen hohe finanzielle und psychische Belastungen aushalten müssen, duckt sich die Stadt Mannheim weg. Das Postquadrat sollte ja nach dem Willen der Stadtoberen eine schöne Visitenkarte abgeben, die sie stolz herumzeigen wollten. Nach dem Motto: Schaut mal, was wir auf die Kette bekommen haben. Jetzt, da alles schiefgelaufen ist, was schieflaufen kann, herrscht Funkstille. Das nährt nicht nur den Verdacht, dass es an Empathie mangelt, womöglich hat die Stadt auch Fehler gemacht.

Aber auch das Sparkassenkonsortium gibt keine gute Figur ab. Warum hat es erst jetzt die Grundsatzentscheidung getroffen, die Wohnungen fertigzustellen? Der Insolvenzverwalter hatte ja schon im Dezember 2022 die Hoffnungen bei den Käufern genährt. Er meinte: „Wenn alle mitmachen, gibt es gute Chancen.“ Voraussetzung dafür wäre aber, dass alle Parteien bluten müssen, wie das eben bei einem Insolvenzverfahren üblich ist. Offensichtlich gab es da Widerstände. Auch bei den Sparkassen?

Dass sie wie andere Banken auch Geld verdienen wollen, versteht sich von selbst. Die Sparkassen betonen aber auch, dass sie als einzige Kreditinstitutsgruppe in Deutschland einen öffentlichen Auftrag hätten. Davon war mit Blick auf das Desaster im Postquadrat bisher nichts zu hören. Es muss jetzt schnell etwas passieren, damit die Eigentümer wieder Land sehen. Sie haben genug gelitten. Es darf für sie kein Ende mit Schrecken geben.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft