Stefan Proetel - über die nächste (Anstands-)Krise des CDU-Politikers Nikolas Löbel Nikolas Löbel - neuer Tiefpunkt nach dem Absturz

Stefan Proetel über die nächste (Anstands-)Krise des CDU-Politikers Nikolas Löbel

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Stefan Proetel
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Ist es möglich, einen politischen Totalschaden noch größer zu machen? Noch größer als „total“? Ja. So etwas geht. Leider. Den Sonntag hätte Nikolas Löbel nutzen können, um sein bundesweit maximal ramponiertes Image wenigstens ein bisschen zu korrigieren. Er hätte dafür allerdings den sofortigen Verzicht auf alle politischen Ämter verkünden müssen – und als Zugabe die Spende der durch seine Masken-Deals einkassierten 250 000 Euro an notleidende Menschen oder soziale Einrichtungen. Alternativ: die Viertelmillion an die Unternehmen zurückzugeben, die sie bezahlt haben.

Löbel hat das nicht getan. Noch mehr: Der Bundestagsabgeordnete ließ die Chance aus, seinen mittlerweile miserablen Ruf zumindest nicht noch stärker zu beschädigen. Der sofortige Abschied aus der Politik (ohne Spende) wäre zumindest ein Minimalziel seiner Krisenstrategie gewesen. Stattdessen schlittert der 34-Jährige in das nächste Anstandsdrama. Warum? Ist ihm die Debatte der vergangenen Tage über ihn und den CSU-Kollegen Georg Nüßlein entgangen? Hat er die falschen Berater? Fehlt ihm die Einsicht? Ist ihm der politische Instinkt verloren gegangen?

Seit dreieinhalb Jahren ist Löbel Bundestagsabgeordneter und trotz seiner jungen Jahre schon seit Ewigkeiten politisch aktiv. Er müsste längst wissen, dass die Menschen sich nicht für dumm verkaufen lassen. Sie erkennen schnell eine mögliche Motivation, wenn der CDU-Politiker nicht sofort seine bezahlten Ämter niederlegen will. Mit seiner schrägen Idee, noch bis 31. August alle Abgeordnetenentschädigungen, Pauschalen sowie Ansprüche auf Übergangsgeld und Altersentschädigungen mitzunehmen, hat Löbel endgültig den Tiefpunkt seines politischen Handelns erreicht.

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Deutlicher kann er den Menschen in seiner Heimatstadt und im Land nicht zeigen, was bei ihm offensichtlich immer die Hauptrolle spielt: der eigene Vorteil. Wenn es wirklich stimmt, dass sich erst in der Niederlage die wahre Größe eines Menschen zeigt, dann ist der direkt gewählte Mannheimer Bundestagsabgeordnete spätestens seit Sonntag geschrumpft.

Nikolas Löbel ist politisch am Ende, und den K. o. – das weiß er – hat er sich mit mehreren Volltreffern selbst versetzt. So groß dieser Tage der Groll über sein Tun und Lassen verständlicherweise ist: Jeder möge bedenken, dass der 34-Jährige vermutlich gerade die schwerste Krise seines Lebens durchmacht. Sachliche, auch pointierte Kritik bleibt berechtigt, alles andere verbietet sich.

Ehemalige Mitarbeit Ressortleiter Lokales/Regionales und Mitglied der Chefredaktion