Kommentar Nach Vorwürfen der Kindeswohlgefährdung in Kita: Ohne Vertrauen geht es nicht

Dass die Stadt Lampertheim die Trägerschaft für die Kita Rosengarten abgeben will, ist sicher nicht nur ihrem trägen Verwaltungsapparat geschuldet.

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Susanne Wassmuth-Gumbel
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Lampertheim. Radikaler könnte der Schritt nicht sein. Nur die Kinder sollen in die Kita Rosengarten zurückkehren. Ansonsten wünscht sich der Erste Stadtrat und Sozialdezernent Marius Schmidt einen kompletten Neuanfang. Die Stadt will die Verantwortung für den Kindergarten an einen freien oder konfessionellen Träger abgeben. Der soll mit neuem Personal und neuem Konzept durchstarten und den Familien einen echten Neubeginn ermöglichen. Kapituliert die Stadt also?

Sicher ist die Entscheidung nicht nur dem trägen Apparat einer Stadtverwaltung geschuldet, wie es Schmidt als Hauptargument anführt. Ja, vielleicht schafft es ein anderer Träger schneller, der Kita wieder Leben einzuhauchen. Doch das allein dürfte nicht zu dieser gravierenden Entscheidung beigetragen haben.

Das beste Kinderschutzkonzept nützt nichts, wenn es nicht praktiziert wird

Zu viel ist in Rosengarten in die Brüche gegangen. Vertrauen wurde grundlegend verspielt und nachhaltig erschüttert. Von außen ist es schwer zu beurteilen, wer daran Schuld trägt und welche Versäumnisse es wann und wo gegeben hat. Die Verwaltung hat sich nach eigenen Aussagen um eine gründliche Aufklärung bemüht und betont seit dem Sommer immer wieder, wie schwierig das gewesen sei.

Der Fall Rosengarten zeigt: Das beste Kinderschutzkonzept nützt nichts, wenn es nicht praktiziert wird. Auch wenn darin geregelt ist, was sein darf und was nicht, wer sich wann wie zu Wort melden sollte: Wenn das nicht funktioniert, kann die Situation im schlimmsten Fall so eskalieren, wie es hier im Sommer passiert ist. Am Ende wusste sich die Verwaltung nicht anders zu helfen, als die Kita zu schließen und die 36 zwei- bis sechsjährigen Kinder auf andere Einrichtungen zu verteilen, in denen notdürftig Platz für sie geschaffen wurde.

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Der Fall Rosengarten zeigt außerdem, wie wichtig eine klare, vertrauensvolle Kommunikation und eine angstfreie Atmosphäre sind. Nur so kann ein Kinderschutzkonzept gelebt werden, nur dann kann ein gutes Miteinander gelingen. Darum muss sich jeder Träger ernsthaft bemühen.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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