Kommentar Mannheims OB Specht hat es verpasst, bei wichtigen Themen die Richtung vorzugeben

Zum ersten Mal hielt Mannheims neuer Oberbürgermeister Christian Specht die Rede beim Neujahrsempfang. "MM"-Lokalchef Florian Karlein findet, Specht hat darin zu viele wichtige Themen gar nicht angesprochen

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Florian Karlein
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Mannheim. Mannheims Neujahrsempfang hat sich als Bürgerfest erneut bewährt. Rund 8000 Menschen wurden am Samstag laut Stadtverwaltung im Rosengarten gezählt - deutlich mehr als im vergangenen Jahr mit 7000 Besucherinnen und Besuchern. Wahrscheinlich darf Christian Specht den Zuwachs auch für sich reklamieren. Zwar waren die im Vorfeld betonten Änderungen am Konzept kaum zu spüren. Doch bei Spechts Premierenrede war im Mozartsaal kein Stuhl mehr frei. Viele waren neugierig, was Mannheims neuer Oberbürgermeister zu sagen hatte. Und doch verwunderte in seiner Ansprache eher das, was er nicht sagte.

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Dass hinter Mannheim und der Welt ein ereignisreiches Jahr liegt, merkte man Spechts Ausführungen an. Es dominierte der Rückblick: angefangen von der Energiekrise im vergangenen Winter über den Überfall der Hamas auf Israel bis hin zu den tödlichen Polizeischüssen auf der Schönau. Staatsmännisch blickte das Stadtoberhaupt auf die Entwicklungen in Deutschland und in Europa, sprach über Polarisierung und schwindenden Zusammenhalt in der Gesellschaft - wie man es eher von seinem Vorgänger Peter Kurz erwartet hätte. Es fehlte der konkrete Blick auf Mannheims Situation und konkrete Lösungen dafür - wie es Christian Specht bei seiner Amtseinführung im September auf dem Toulonplatz noch getan hatte. Am Samstag im Rosengarten blieb es oft bei Appellen.

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Zwar blickte der neue OB ausgiebig auf das Ehrenamt und dessen Probleme, formulierte auch Ideen, mit denen er das Engagement stärken will. Doch auch die blieben weitestgehend wage. Specht lobte den Freundeskreis der Bundesgartenschau, doch sonst fand das Mega-Fest keine Erwähnung in seinem Rückblick. Wie es mit dem vieldiskutierten Zaun für die Haubenlerche auf Spinelli weitergeht, sparte er komplett aus. Kein Wort beispielsweise auch zu Problemen auf der Konversionsfläche Franklin oder der Unterbringung von geflüchteten Menschen.

Im Haushalt tendenziell weniger Einnahmen, aber mehr Ausgaben - Specht bereitete die Menschen darauf vor, dass Verwaltungen wieder werden sparen müssen, um notwendige Dinge finanzieren zu können. Doch es fehlte die Einordnung, was deswegen auf Mannheim zukommt - was das für die Sanierung des Nationaltheaters bedeutet, für den geplanten Neubau der Stadtbibliothek und die Ertüchtigung von etlichen Brücken, die in den kommenden Jahren ansteht. Bei diesen wichtigen Themen hat es der neue OB verpasst, die Richtung vorzugeben.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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