Mannheim. Den Partei- und Fraktionsaustritt von Olaf Kremer als Paukenschlag zu bezeichnen, wäre übertrieben. Dafür ist er noch nicht lange genug im Gemeinderat und auch in seiner Fraktion war er ja kein Gesicht der ersten Reihe. Trotzdem muss Kremers Abrechnung den Grünen generell und seinem Kreisverband zu denken geben. Dafür ist die Kritik zu scharf - unabhängig davon, ob sie aus der ersten, zweiten oder dritten Reihe der Fraktion kommt.
Kremer ist zudem der zweite Stadtrat in wenigen Wochen, der die Grünen mit Misstönen verlässt. Wenn man es positiv bewertet, kann man formulieren, die Fraktion befindet sich auf der Zielgerade der Wahlperiode in einem Selbstreinigungsprozess, an dessen Ende eine Einheit stehen kann. Bewertet man es kritisch, muss man sagen, dass die Grünen auch in der Sommerpause vor allem mit sich beschäftigt und tief zerstritten sind. Das war in der Fraktion zuletzt beim Ausgang der Kampfabstimmung um den Ersten-Bürgermeister-Posten sogar auf dem Papier zu sehen - bei zwei Enthaltungen stimmten sechs Mitglieder für Pretzell, fünf für Grunert. Einheit und Einigkeit ist das nicht. Im Gegenteil: Der Ausgang der Wahl hallt auch intern nach.
Dazu kommen die Diskussionen während der Oberbürgermeisterwahl. Dass Fehler auch intern bestenfalls spärlich aufgearbeitet wurden (öffentlich nicht mal das), sorgt in der Partei ebenfalls für Frust und Unverständnis.
In einer Zeit, in der auch in Mannheim Extremwetterlagen zunehmen und Auswirkungen des Klimawandels immer stärker spürbar sind, braucht es auch eine starke grüne Politik. Bei all dem Streit lassen sich inhaltliche Arbeit und Erfolge, die es ja beispielsweise beim Klima- und Umweltschutz gibt, aber kaum verkaufen. Dabei stehen jetzt die schwierigen Haushaltsberatungen bevor - und die Kommunalwahl rückt näher. Im Herbst will die Partei ihre Wahlliste besetzen. Da droht der nächste Streit. Oder die Besetzung verläuft relativ geräuschlos. Bei all den Vorgeschichten wäre das dann zumindest ein kleiner Paukenschlag.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheims Grüne sind zu viel mit sich beschäftigt
Olaf Kremer ist aus der Grünen-Partei und -Fraktion ausgetreten. Wieder einmal sind die Grünen also mit sich selbst beschäftigt, kommentiert Sebastian Koch