Mannheim. Im Januar war es ein „gesamtorganisatorischen Versagen“ - nun soll es im Grunde genommen lediglich die zu kleinteilig organisierte Verwaltung gewesen sein, die zur Schließung des Fahrlachtunnels geführt hat. Den Vorwurf, man habe die Unterhaltung des Bauwerks vernachlässigt, weist die Verwaltung zurück. Es heißt nun sogar, der Tunnel sei „zu gut“ gewesen, weshalb es keine Erneuerungen gegeben habe.
Die Verwaltung hat bei der eigenen Fehleranalyse am Dienstag fast einen 180-Grad-Wechsel hingelegt. In Romanen und Filmen wirken solche Wendungen oft unglaubwürdig - in der Realität sind sie aber offenbar von den Akten gestützt. Trotzdem macht es sich die Verwaltung mit diesem Fazit doch auch einfach.
Dass Oberbürgermeister Peter Kurz davon spricht, die kleinteilig organisierte Verwaltung bei der Unterhaltung des Tunnels habe viele Jahre verhindert, dass sich „grundlegender Veränderungsbedarf“ bis an die Spitze der Dezernate rumspreche, irritiert und wirft auch Fragen zur Arbeit in Dezernaten auf. Natürlich: Nicht jeder Dezernent oder jede Dezernentin kann immer einen Überblick über wirklich alle Reformen haben. Deshalb gibt es Fachbereiche und Ämter.
Wenn man aber bedenkt, dass es sich bei der Empfehlung 2006 um eine der wichtigsten Richtlinien für Tunnel in der letzten Zeit handelte, sind die Vorgänge kaum zu verstehen. Laut dem Bericht der Verwaltung hatte es Richtlinien zuvor 1985, 1994 und 2003 gegeben - von einer Fülle kann keine Rede sein. Weil dem Tunnel als einzigem im Stadtgebiet und als einer der wichtigsten Verkehrsadern der Region eine übergeordnete Bedeutung zukommt, ist es unverständlich, dass die Dezernatsspitze - maßgeblich Lothar Quast (SPD) - wohl keine Kenntnis hatte. Zumal schwere Tunnelunfälle der Grund für die Richtlinie waren.
Der Tunnel wird am Mittwoch wieder öffnen. Das ist für viele die beste Nachricht der Woche. Die Aufarbeitung in der Verwaltung darf mit der Wiederöffnung dagegen noch nicht am Ende sein.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer Verwaltung macht es sich beim Fahrlachtunnel zu einfach!
Erst ein „gesamtorganisatorischen Versagen" - nun soll es die zu kleinteilig organisierte Verwaltung gewesen sein, die zur Schließung des Tunnels geführt hat. Die Verwaltung macht es sich zu einfach, meint Sebastian Koch