Kommentar Mannheimer Schulobst-Streit: Knöllchen muss vom Tisch

Bertram Bähr zum Mannheimer Schulobst-Streit

Veröffentlicht
Kommentar von
Bertram Bähr
Lesedauer

Mannheim. In den sauren Apfel beißen müssen ab Montag mehr als 30 Mannheimer Schulen und Kindertagesstätten. Denn nach den Pfingstferien wird die Extraportion frisches Obst, die sie bisher regelmäßig bekamen, ausbleiben. Der Betrieb, der die Versorgung seit zwölf Jahren sicherstellt, gibt entnervt auf.

Vor allem in der Innenstadt ist es an vielen Stellen so, dass die Lieferanten zum Be- und Entladen für wenige Minuten im Parkverbot oder auf Gehwegen stehen müssen. Dafür gab es immer wieder Knöllchen von der Stadt. Zuletzt wurden 55 Euro fällig – und brachten für den Obsthof das Fass zum Überlaufen. Weil die Verwaltung nicht bereit ist, den Bußgeldbescheid zurückzunehmen, zieht der Betrieb jetzt die Konsequenzen.

Mehr zum Thema

Ernährung

Kein frisches Obst mehr für Mannheimer Schulen und Kitas

Veröffentlicht
Von
Bertram Bähr
Mehr erfahren
Ernährung

Kitas macht Verzicht auf Zusatzobst „sprachlos“

Veröffentlicht
Von
Bertram Bähr
Mehr erfahren
Umwelt

Mindestens 1400 weitere Windräder im Südwesten nötig

Veröffentlicht
Von
Thomas Faltin
Mehr erfahren

Dass ihm das ganz und gar nicht schmeckt, merkt man dem Firmeninhaber an. Denn es geht hier nicht um das große Geschäft oder satte Gewinne. In den Zeiten der Schul- und Kita-Schließung hat der Obsthof die zum Teil sehr kleinen Notbetreuungsgruppen weiterhin beliefert – und sie auch mal mit zwei Kilo Äpfel angefahren. Dass das ein Verlustgeschäft ist, versteht sich von selbst. Der Betrieb verzichtet außerdem bei Einrichtungen in prekären Bezirken, die ihren Eigenanteil nicht aufbringen können, auf Geld. Das zeugt von hohem Engagement.

Dass die Stadtpolizei dennoch Strafzettel schreibt, wenn sie ein Auto sieht, das auf dem Gehweg parkt, ist zwar verständlich. Aber dass es im Nachgang nicht möglich sein soll, einen solchen Bescheid angesichts der nachvollziehbaren Probleme des Betriebs beim Anliefern zurückzunehmen, verwundert schon.

Die Verkehrsbehörde argumentiert, ihr bleibe beim Gehwegparken gar keine andere Wahl, als ein Verwarnungsgeld zu verhängen. Sie versteckt sich dabei sogar hinter einem Erlass des Verkehrsministeriums. Das ist angesichts der Sachlage nicht angemessen. Gefragt wäre stattdessen Kreativität – etwa indem die Stadt mit den Schulen über mögliche Anlieferzonen oder Zeiten spricht. Und Kulanz: Das Knöllchen muss vom Tisch.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas