Kommentar Mannheimer Multihalle: Bei den Kosten genauer hinschauen

Die Sanierung des denkmalgeschützten Dachs der Mannheimer Multihalle muss sein, meint Peter W. Ragge. Aber nicht jede Ausgabe des Sanierungskonzepts ist realistisch kalkuliert

Veröffentlicht
Kommentar von
Peter W. Ragge
Lesedauer

Muss das sein? Die Erhaltung der Multihalle ist nach wie vor heftig umstritten - und wird jetzt, nachdem sich die Sanierung ein zweites Mal verteuert, wieder zum Streitpunkt.

2016 wäre das Bauwerk im Herzogenriedpark fast abgerissen worden. Die Mehrheit des Gemeinderates gab ihm nur noch eine Gnadenfrist, und insgeheim wünschte sich mancher Kommunalpolitiker schnell den Abrissbagger herbei, weil die Stadt dann ein Sanierungsproblem weniger gehabt hätte.

Zum Glück kam es zum Sinneswandel - auch dank eines Aufschreis von Architekten aus dem In- und Ausland. Nachdem sich 2018 die Internationale Architekturausstellung Biennale in Venedig der Multihalle widmete, wurde Gemeinderat und Stadtverwaltung klar, welchen enormen, international bewunderten architektonischen Schatz sie da (zu) lange völlig vernachlässigt, vergessen, abgesperrt und nur notdürftig gestützt hat.

"Wunder von Mannheim"

Die Erhaltung des Dachs, beim Bau 1975 als „Wunder von Mannheim“ gerühmt und bis heute einzigartig, muss in der Tat sein. Die Stadt als Teil der öffentlichen Hand hat eine Verpflichtung. Sie kann nicht ein Bauwerk, das als Kulturdenkmal besonderer Bedeutung eingestuft ist, abreißen oder verkommen lassen.

Mehr zum Thema

Herzogenriedpark

So viel teurer wird die Sanierung der Mannheimer Multihalle

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Gedenken an Grünen-Politiker

Wie am Altneckar-Ufer ein „wunderbarer Erinnerungsort“ an Wolfgang Raufelder entstand

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren

Dass das Projekt jetzt teurer wird, ist auch logisch. Was wird derzeit nicht teurer? Dass da und dort noch ein paar Millionen draufzulegen sind, wird der Gemeinderat angesichts der Inflation und der Entwicklung der Baupreise noch bei zahlreichen anderen Projekten erleben. Deswegen kann man die jetzt begonnene Sanierung nicht stoppen.

Sanierung nach dem Motto "Wünsch Dir was"

Nötig und richtig ist aber, genauer hinzusehen und nicht alles durchzuwinken. Nur ein Teil der Kostensteigerung geht wirklich auf das Konto notwendiger Sanierungsmaßnahmen der denkmalgeschützten, erhaltenswerten Dachkonstruktion.

Dagegen ist bei manchen vorgesehenen Einbauten ein Fragezeichen angebracht. Bei der Planung des Kultur- und Sportzentrums Wallstadt hat die Stadt nur den Raumbedarf für Gruppen oder Veranstaltungen akzeptiert, die es schon gibt - und da noch Flächen gestrichen.

Bei der Multihalle dagegen wird nach dem Motto „Wünsch Dir was“ schon sehr theoretisch und abstrakt von allerlei Bedarfen für Kreative, für Co-Working und Events ausgegangen. In dem Konzept findet sich auch, dass die Stadtverwaltung dort künftig ein Stadtteilfest ausrichtet - während anderswo Vereine mit städtischen Auflagen zu kämpfen haben. So sehr die Erhaltung des Dachs sein muss - es muss nicht jede Etatposition des Sanierungskonzepts sein.

Redaktion Chefreporter