"Sein Einsatz für die Natur soll weiterleben"

Wie am Altneckar-Ufer ein „wunderbarer Erinnerungsort“ an Wolfgang Raufelder entstand

Ein renaturierter Altneckar-Uferabschnitt ist in Gedenken an den 2016 verstorbenen Grünen-Politiker in Wolfgang-Raufelder-Ufer benannt worden. Ein ganz besonderer Findling erinnert symbolträchtig an den Grünen-Politiker

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Zahlreiche Menschen hatten sich eingefunden, um Wolfgang Raufelder postum zu ehren, unter anderem Ministerpräsident Winfried Kretschmann (M.) und Oberbürgermeister Peter Kurz. © Christoph Blüthner

„Wolfgang Raufelder hätte diese besondere Würdigung sicherlich gefallen!“ Davon ist nicht nur der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann überzeugt. Störche kreisen am blauen Himmel, als unterhalb des Fernmeldeturms ein Sandsteinfindling enthüllt wird: Und dieser kündet davon, dass der renaturierte Uferabschnitt am Altneckar nach dem Grünen-Politiker benannt ist.

Bei der Einweihung des Wolfgang-Raufelder-Ufer (Neckarufer unterhalb des Fernmeldeturms) in Mannheim: (v.l.n.r.) Gabriele Baier (Vorsitzende des Vereins „Wolfgang Raufelder - Umweltschutz“), Oberbürgermeister Peter Kurz, Wolfgang Raufelders Tochter Leonie Herrwerth, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Wolfgang Raufelders Sohn Marius Herrwerth und Bildhauerin Cony Welcker. © Christoph Bluethner

Ziel: Renaturierung

Sechseinhalb Jahre liegt der Tod des Mannheimer Kommunalpolitikers und Landtagsabgeordneten zurück - sein Name steht bis heute für wegweisenden Umweltschutz. An dem Projekt Renaturierung des Altneckarufers hatte Wolfgang Raufelder entscheidend mitgewirkt, als die Grünen 2015 dafür im Gemeinderat einen Antrag stellten. Auch wenn es zunächst keine Mehrheit gab, blieb die Idee in den Köpfen, schob Planungen an. Konkret wurden diese, als vom Land Baden-Württemberg 2021 Förderbescheide für die ökologische Umgestaltung ausgewählter Abschnitte am Neckar kamen. Und natürlich sollten jene 3,3 Kilometer, die zwischen dem Amicitia- Bootshaus und der Riedbahnbrücke sowohl Pflanzen wie Tieren einen verbesserten Lebensraum gewähren und Menschen mehr „Fluss-Atmosphäre“ bieten, bis zur Buga weitgehend fertig sein - was auch gelungen ist.

Künstlerin gestaltet Findling

Dass die Mannschaft des Ingenieursbüros Kauppert bei Arbeiten auf der Maulbeerinsel einen wohl vor sehr langer Zeit angeschwemmten Sandsteinblock fand, sollte sich als Glücksfall erweisen. Auch wenn es ziemlich aufwändig war, den Findling ans Ufer zu bringen und dort im Boden fest zu verankern. Künstlerin Cony Welcker, die üblicherweise in ihrem Brühler Atelier Skulpturen herstellt, beförderte einen Benzin getriebenen Kompressor auf die Flusswiese, um vor Ort mit Pressluft-Werkzeug den Namen Wolfgang Raufelder im Sandstein zu verewigen. Mit der symbolträchtigen Anmutung einer Welle.

Über Wolfgang Raufelder

  • Wolfgang Raufelder, 1957 in Mannheim-Friedrichsfeld geboren, studierte Biologie und Architektur. Bereits in den 1980ern engagierte er sich für den Schutz von Umwelt und Natur, war beim BUND aktiv.
  • 1999 zog er für die Grünen in den Gemeinderat, wurde 2004 Fraktionschef. 2011 holte er als erster Grüner in Mannheim ein Direktmandat für den Landtag, dem er bis zu seinem Tod angehörte.
  • Im November 2016 wurde er tot an einem seiner Rheinufer-Lieblingsplätze aufgefunden.
  • Der Verein „Wolfgang Raufelder – Umweltschutz“ dient „dem Gedenken an das vorbildliche Engagement des Mannheimer Politikers in den Bereichen des Umwelt-, Natur-, Klima- und Artenschutzes“. Ein nach ihm benannter Projekt-Preis ist 2019 das erste Mal verliehen worden. Für die diesjährige Auszeichnung läuft die Bewerbungsfrist. wam

Zur feierlichen Enthüllung versammeln sich am Samstagmittag Landtagsabgeordnete, Gemeinderatsmitglieder, Bürgermeister, Weggefährten, Familienangehörige und neugierige Spaziergänger. Selbst die Sonne gibt ein Gastspiel. Gabriele Baier, Vorsitzende des Vereins „Wolfgang Raufelder - Umweltschutz“, stellt das Projekt Neckar-Renaturierung als „Herzensangelegenheit“ des Namensgebers vor. Außerdem verrät sie, dass es sich bei den drei rund um den Findling angepflanzten Bäumchen um nachgezogene Schwarzpappeln handelt, die früher häufig entlang des Neckars zu finden waren.

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Ministerpräsident Winfried Kretschmann lobt „die tolle Initiative“ und erinnert daran, dass sich bei der Trauerfeier von Wolfgang Raufelder - „sein Tod war für uns ein Schock“ - alle einig waren, dass dessen Einsatz für die Natur weiterleben solle.

Einstimmiges Votum

Nicht nur der aus Stuttgart angereiste Regierungschef, auch Oberbürgermeister Peter Kurz würdigt den geehrten Namensgeber als einen Politiker, der bei seinen Projekten stets die Menschen im Blick hatte und auch jenseits der eigenen Partei beliebt wie anerkannt war. Dafür spreche das einstimmige Votum des Gemeinderats, dem Umweltschützer jenes Projekt zu widmen, für das er sich so vehement stark gemacht hatte.

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Tochter Leonie Herrwerth spricht von einem „tollen Gefühl“, dass ihr Vater und dessen Lebenswerk an einem „wunderbaren Erinnerungsort“ Wertschätzung erfahren: „Das macht mich stolz“. Gemeinsam mit ihrem Bruder Marius - die Ehefrau hatte krankheitsbedingt nicht kommen können - enthüllt die Studentin der Tiermedizin die in Stein gemeißelte Ehrung. Den Namenszug hat die Künstlerin bewusst auffällig gestaltet, damit die erhabenen Buchstaben auch auf dem Neckardamm erkennbar sind.

Natur „zurückverwandelt“

Ob dort jemand gemütlich laufend, joggend oder auch radelnd unterwegs ist , ins Auge fällt: Eine „Abflussrinne“, wie es Gabriele Baier formuliert, hat sich in einen Flussabschnitt zurückverwandelt, der eine Ahnung davon gibt, warum der Neckar früher mit Adjektiven wie heftig und schnell belegt war. Diese Eigenschaften schwimmen schließlich in seinem keltischen Namen mit, der sich vom ureuropäischen „nik“ für „losstürmen“ ableitet. Am Wolfgang-Raufelder-Ufer ist wieder etwas von der ursprünglichen Wildheit jenes Flusses zu spüren, der sich in Mannheim mit Vater Rhein vereinigt.

Freie Autorin

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