Ja, es hat was von einer schlechten Komödie. Während einer vertraulichen Online-Sitzung gibt ein Teilnehmer Informationen nach draußen, und die anderen hören alles. So ist es dem Mannheimer CDU-Ehrenvorsitzenden Egon Jüttner passiert. Dass der CDU-Kreisvorstand das nicht duldet und deshalb einen formalen Verweis ausspricht, ist völlig legitim, und Jüttner kann sich darüber nicht beklagen.
Mit der Forderung, das langjährige Mitglied solle auch seinen Ehrenvorsitz abgeben, schießt das Gremium aber übers Ziel hinaus. Schlimmer noch: Der Kreisvorstand verhält sich wenig klug, weil er die tiefen Gräben in der Partei dadurch zementiert. Jüttner war schon immer ein Kritiker des früheren Kreischefs Nikolas Löbel, und er sieht es problematisch, dass auch nach dessen Rücktritt im Vorstand weiter „lauter Löbel-Leute“ sitzen, wie er kürzlich sagte. Die Forderung, den Ehrenvorsitz niederzulegen, wirkt da, als ob man einen lästigen Kritiker loswerden wollte. Denn damit dürfte Jüttner auch nicht mehr an Vorstandssitzungen teilnehmen. Die Mannheimer CDU ist gut beraten, wenn sie die Amtszeit von Nikolas Löbel gründlich und transparent aufarbeitet. Und dabei alle Mitglieder mitnimmt. Auch unbequeme.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer CDU handelt im Umgang mit Egon Jüttner unklug
Timo Schmidhuber zum Umgang mit dem Ehrenvorsitzenden