Mannheim. Das war ja schon lange zu befürchten: Es wird alles teurer, es dauert länger – was für viele private wie staatliche Baustellen gilt, trifft natürlich auch auf das Nationaltheater zu. Eine Überraschung ist das daher nicht.
Eher muss man ehrlich sagen: Wenn es dabei bleibt, kommt Mannheim noch sehr glimpflich davon. Bei Theater-Sanierungsprojekten in anderen Städten sind die Kosten bereits während der Planungsphase und erneut bei den Arbeiten explodiert, während hier bisher „nur“ die Ersatzspielstätten Probleme bereiteten. Bei der eigentlichen Generalsanierung ist zunächst lediglich von einer Verzögerung die Rede, aber – noch – nicht von steigenden Kosten. Auch wenn viele Aufträge bereits vergeben sind und nach offizieller Auskunft das Budget dafür reichte, wäre es ein Wunder, wenn da nicht auch Nachforderungen kämen – mehr Bauzeit bedeutet schließlich mehr Geld. Das sollte, wenn es feststeht, schnellstmöglich offen kommuniziert werden.
Viele Bürger werden sich ohnehin ärgern und fragen, ob all die Millionen gerechtfertigt sind.
Aber was hätte man denn tun sollen? Das Gebäude des Nationaltheaters ist einfach zu marode. Da es unter Denkmalschutz steht, wäre ein Abriss nicht infrage gekommen. Die Stadt als Eigentümerin ist in der Pflicht, es instandzusetzen. Ein Theaterneubau an anderer Stelle wäre vermutlich auch nicht billiger gekommen. Das hätte aber zudem die Frage aufgeworfen, was dann aus dem Bau am Goetheplatz wird, den man ja weder leerstehen lassen noch anders nutzen kann. Die Generalsanierung ist also tatsächlich alternativlos, wenn auch teuer.
Nicht so alternativlos war dagegen die Suche nach Ersatzspielstätten. Ein Theaterzelt, das sich in Heidelberg bewährte, wurde ebenso viel zu früh rigoros ausgeschlossen wie die vermehrte Nutzung von Kulturhallen in Stadtteilen und in der Umgebung. Dann favorisierte man den Ersatzbau des Genfer Theaters, der aber – da komplett aus Holz – weder statisch noch aus Brandschutzgründen geeignet war. Dagegen machte die Firma, die „Opal“ bauen sollte, einen hervorragenden Eindruck, schließlich arbeitete sie lange für renommierte Unternehmen, etwa auf der Internationalen Automobilausstellung. Aber in dem Fall ist Mannheim einfach ganz kräftig reingefallen, wenn man liest, was diese Firma alles falsch oder einfach gar nicht gemacht hat. Jetzt muss die Stadt halt in den sauren, teuren Apfel beißen, das Ding fertigzustellen – eine halbfertige Halle abzureißen, hätte echt keinen Sinn.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Kosten und Zeitplan der NTM-Sanierung: Kommt Mannheim noch glimpflich davon?