Krankenhaus-Finanzierung Klinik-Kollaps? Landkreise schicken bittere Pillen nach Berlin

Defizite im zweistelligen Millionenbereich fahren die Kliniken des Rhein-Neckar- und des Neckar-Odenwald-Kreises ein. Warum das so ist und sie damit nicht alleine sind

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Michaela Roßner
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Im Bereich unseres Gesundheitssystems ist jede Vereinfachung mühsam – davon zeugt schon der seit Jahrzehnten währende Versuch, eine Gesundheitskarte einzuführen.

Auch an der Krankenhausfinanzierung wird seit Jahren herumgedoktert. Sie ist noch weit davon entfernt, geheilt zu werden. Diese Prognose muss man dem frisch operierten Krankenhausstrukturreformgesetz leider stellen. Die Länder werden alles tun, um weitere Lasten von sich abzuwälzen und das Gesetz doch noch zu kippen. Und die Krankenhausträger verweisen mit Recht darauf, dass es nicht ihre Aufgabe ist, die explodierenden Gesundheitskosten abzufedern.

Das Gesundheitssystem ist leider eben gerade kein reiner Betrieb der Daseinsfürsorge wie ein Kindergarten oder eine Schule – sondern ein Feld, in dem viel verdient wird und Lobbyisten agieren. Und in dem selbst die Blinddarm-Behandlung in einer Odenwaldklinik vom politischen Berlin beeinflusst wird. Insofern ist der Appell der beiden CDU-Landräte Stefan Dallinger und Achim Brötel nun zwar ein Hilferuf, aber auch ein politischer Aufschrei. Sie haben dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) quasi ein Paket bittere Pillen geschickt. Ob er sie schlucken wird, werden wir sehen – oder eher nicht.

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Dass das Lindern von Symptomen nicht unbedingt zur Heilung führt, muss man keinem erklären. Es wäre also nötig, der chronischen Krankheit des Gesundheitssystems, die nicht nur aus Geldmangel, sondern auch aus „Förderalismus-Kopfweh“ und unterschiedlichen Interessen besteht, nachhaltig an die Wurzel zu gehen. Die Gesundheitsminister der Länder scheinen sich da auf einen guten Weg zu begeben, indem sie ohne Ausnahme in der Hauptstadt auf den Tisch hauen wollen.

Doch dabei darf es nicht bleiben. Eine möglichst differenzierte Diagnose ist nötig. Wohin fließt all das Geld, das in unser Gesundheitssystem gepumpt wird? Wo wäre es eventuell besser untergebracht? Haben wir wirklich noch das Wohl der Patienten im Zentrum unserer Bemühungen? Oder müssen Dinge veranlasst werden, die vereinfachen? Gilt es nicht auch, Faktoren zu benennen, die das System für einem Aderlass missbrauchen? Dem Patient Gesundheitssystem, der längst am Tropf hängt, ist Besserung zu wünschen.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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