Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Klimaneutrales Mannheim: Alles nichts ohne die Bürger

Der Frühjahrsempfang hätte der perfekte Startschuss sein können, hätte die Mannheimer und Mannheimerinnen mitreißen können auf dem Weg zur Klimaneutralität. Schließlich ist es noch keine vier Wochen her, da wurde die Quadratestadt als eine von europaweit gerade einmal 100 EU-Modellstädten für Klimaneutralität ausgewählt. Im Rathaus war der Jubel groß. Klar, denn das ambitionierte Ziel, die Industriestadt Mannheim bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu gestalten, ist dadurch ein gutes Stück realistischer geworden. Doch die ernüchternde Zahl der Besucherinnen und Besucher beim Bürgerfest am Sonntag hat das Potenzial, die Euphorie zu bremsen und den einen oder die andere auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Aufbruchstimmung war nur einmal zu spüren. Nämlich als der offizielle Teil des Frühjahrsempfangs vorüber war und sich der Rosengarten schnell merklich geleert hat. Doch von einer „Packen wir die Klimaneutralität an“-Mentalität, auf die die Veranstalter mit dem erklärungsbedürftigen Slogan „Gutes Klima - !deal für Mannheim“ gesetzt hatten, merkte man nicht viel.

An den Worten des Oberbürgermeisters lag das nicht. Peter Kurz’ Ansprache war zwar nicht mitreißend. Aber sie war deutlich, aufrüttelnd und mutmachend. Er streute in seiner Rede niemandem Sand in die Augen, bewies Weitblick und starke Schultern. Das Stadtoberhaupt sprach offen von den gewaltigen Herausforderungen und all den Problemen, die Mannheim auf seinem Weg zur Klimaneutralität lösen muss.

Dabei geht es nämlich keineswegs nur um die Reduzierung von Emissionen. Es geht um die Abschaffung sozialer Ungleichheit - und das bedeutet nicht weniger als die Umwandlung der gesamten Gesellschaft. Kurz hat gezeigt, dass er gewillt ist, das anzupacken. Jetzt müssen nur noch die Menschen in seiner Stadt mitmachen. Denn ohne den Willen und den Einsatz jedes einzelnen Mannheimers und jeder einzelnen Mannheimerin ersticken die politischen Ansätze im Keim.