Kommentar Kita-Ausbau in Mannheim kommt zu spät und zu zögerlich

Die Situation ist dramatisch: Hunderte Kinder bekommen in Mannheim keinen Kita-Platz. Die Stadt steuert dagegen. Aber Bertram Bähr meint, dass sie zu spät damit begonnen hat - und mehr tun könnte

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Bertram Bähr
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Was hat Heidelberg, was Mannheim nicht hat? Auf diese Frage gäbe es viele Antworten. Eine davon wird den wenigsten zuallererst einfallen: Heidelberg hat ausreichend Kita- und Krippenplätze. Wenn man von aktuellen Personalengpässen oder Krankheitsfällen einmal absieht, gibt es zwischen Ziegelhausen und Wieblingen keinen Mangel an Betreuungsmöglichkeiten. Das ist schon seit Jahren so – wie übrigens ganz ähnlich im Rhein-Neckar-Kreis.

Ebenfalls seit Jahren gilt direkt daneben, in Mannheim, das krasse Gegenteil. Inzwischen stapeln sich die vierteljährlichen Berichte, die regelmäßig von Hunderten unversorgter Kinder künden. Und hinter jedem steht eine Familie, die oft genug der Verzweiflung nahe ist. Weil sie viele, viele Monate lang vergeblich nach einem Platz sucht. Weil sie nicht weiß, wie sie Berufstätigkeit und Betreuung unter einen Hut bekommen soll. Weil dem Kind zuhause die Decke auf den Kopf fällt.

Warum ist das so? Tut Mannheim nicht genug, um neue Plätze zu schaffen? Einerseits: Mannheim tut viel – vor allem seit gut drei Jahren. Die Verwaltung hat einen Kita-Ausbaukoordinator ernannt, der permanent an der Umsetzung neuer Angebote arbeitet. Sie hat die internen bürokratischen Prozesse stark gestrafft. Sie nahm und nimmt viele Millionen Euro in die Hand, um den Ausbau voranzutreiben. Andererseits: Lange Zeit wurde viel zu wenig getan. Wurden Engpässe in den Stadtteilen kleingeredet – und deshalb Projekte zu spät angegangen.

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Dass die Zeit drängt, weiß inzwischen jeder. Aber diese Erkenntnis kommt in einer Situation, in der sich die Probleme bis zur Decke türmen. Die Zahl der Kinder wächst rasch. Personalengpässe häufen sich. Und freie Träger werden zunehmend handlungsunfähig. Wegen explodierender Kosten schieben sie Projekte auf die lange Bank – oder streichen sie gleich ganz. Gerade hier ist die Stadt gefragt. Sie muss Anreize schaffen – und zum Beispiel die Investitionsförderung stark erhöhen. Klar ist aber leider auch: Das wird nicht reichen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas