Kommentar Installation von „Paperbomb“: Freundschaft will gepflegt sein

Christine Maisch-Bischof zur Installation von „Paperbomb“

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Christine Maisch-Bischof
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Hartmannswillerkopf. Sicherlich ist es nur ein Mosaikstein im großen Weltgefüge, im Bemühen um Völkerverständigung und Freundschaft. Immerhin erregte das in Mannheim geborene Projekt „Paperbomb“ bei gleich zwei Staatspräsidenten aus Paris Aufmerksamkeit. Doch für Mannheims Honorarkunsul Folker Zöller muss es wie die Erfüllung eines Traums sein. Seit mehr als einem Jahrzehnt setzt er sich zusammen mit dem heutigen Oberbürgermeister der Quadratestadt für die deutsch-französische Freundschaft ein, oft mit geradezu visionären Ideen. Aber was ihm nun gelungen ist, baut nicht nur erneut Brücken zwischen Mannheim und Frankreich, sondern zeugt vom unbändig großen Wunsch zweier Völker nach Verbundenheit und Versöhnung.

Salon Diplomatique

Einweihung der Skulptur „Paperbomb“ in Mannheim

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Christine Maisch-Bischof
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Denn es ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass die Aktion von den französischen Bewohnern mit so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft begleitet wird, wie es bereits in Tulles und am Hartmannswillerkopf geschehen ist. Schließlich handelt es sich um Orte, in denen das Naziregime unfassbare Gräueltaten verübt hatte - Boden, der vielen Nachfahren der Opfer als heilig gilt. Und trotzdem, oder besser: gerade deshalb heißen sie die Installation einer deutschen Künstlerin willkommen. Was selbstverständlich auch für die Symbolkraft der Werke spricht - und die Originalität des Projekts. 

Fasziniert von den Skulpturen der Sinsheimer Künstlerin Nessi Nezilla nimmt Anfang des Jahres ein kühner Plan Gestalt an: Die eindrucksvollen Installationen sollen an drei Orten in Frankreich die Bedeutung des Erinnern und die Kraft der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft symbolisieren. „Dauerhafte Mahnmale gegen das Vergessen“ nennt der Vorsitzende des Salons Diplomatique, Helmut Augustin, die Arbeiten, die aus privaten Spenden seitens des Salons finanziert wurden.

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Die Kunde von dem - gelinde gesagt - ungewöhnlichen Projekt wurde sogar im Élysée-Palast vernommen. Schließlich waren es Emmanuel Macron und François Hollande, die zugegen waren, als die erste „Paperbomb“-Skulptur am 9. Juni in Tulle auf dem „Feld der Märtyrer“ eingeweiht wurde. Das zweite Werk steht nun auf dem Hartmannswillerkopf. 

Natürlich ist es der tief bewegenden menschlichen Dimension der Aktion sowie ihrer originellen Einzigartigkeit geschuldet, dass sich selbst ein Präsident und sein Amtsvorgänger gerne medienwirksam damit in Verbindung bringen lassen. Jedenfalls ist es die Bestätigung und Anerkennung für die Arbeit, die Folker Zöller und Stadtoberhaupt Christian Specht in den vergangenen elf Jahren geleistet haben. Und eine weitere Geste auf dem Weg zu Versöhnung und Freundschaft.

Doch Freundschaften wollen gepflegt sein. Und so muss das Bemühen darum auch in Zukunft aktiv und wach bleiben, müssen Politik, Gesellschaft, müssen wir alle an einem Strang ziehen. Gerade auch im Hinblick auf Europa, das - wie Macron im Frühjahr in seiner Sorbonne-Rede mahnte - keineswegs unsterblich ist.

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