Diplomatie

Mannheimer Salon Diplomatique feiert französischen Nationalfeiertag

Die politischen Zeiten in Frankreich und Deutschland sind schon mal einfacher gewesen - aber auch schwieriger. Beim Empfang des Salon Diplomatique zum französischen Nationalfeiertag gibt es dennoch auch viele nachdenkliche Töne

Von 
Christian Gerards
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Stehen an der „Paperbomb“ und feiern gemeinsam den Vorabend des französischen Nationalfeiertags: der französische Generalkonsul Gaël des Maisonneuve (v.l.), der französische Honorarkonsul Folker R. Zöller, Künstlerin Nessi Nezilla sowie Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht. © Christian Gerards

Mannheim. Wenn man Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht auf einen Ort in Frankreich anspricht, der für ihn eine besondere Magie versprüht, dann nennt er neben Mannheims Partnerstadt Toulon den kleinen Ort Tudeils im Zentralmassiv. „Das ist das tiefe Frankreich, das unerwartete Frankreich. Das ist nicht das, was wir aus der Postkarten-Perspektive kennen. Dort sind die Menschen extrem aufgeschlossen, bei denen man eine Liebe, Nettigkeit und Offenheit erlebt, die man ganz selten findet.“

Es sind wohl genau diese Momente, die die deutsch-französische Freundschaft jenseits der großen Politik hautnah erlebbar machen. Und es ist das, woran beim Empfang des französischen Honorarkonsuls in Mannheim, Folker R. Zöller, sowie des Institut Français Mannheim und des Salon Diplomatique am Samstag, dem Vorabend des französischen Nationalfeiertags, im Garten des Zeughauses immer wieder erinnert wird: Die deutsch-französische Freundschaft muss täglich errungen werden - auch wenn das laut Specht manchmal mühsam ist.

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Die Partnerschaft der beiden Länder wird laut Specht auch direkt vor Ort deutlich. Erst vor wenigen Tagen habe er den Spaten für eine sieben Millionen Euro teure Investition beim ältesten produzierenden Unternehmen der Stadt gestochen, dem Tochterunternehmen Hutchinson der Total-Gruppe: „Seit 1840 werden hier Polymere produziert. Die deutsch-französische Zusammenarbeit hilft konkret, Arbeitsplätze zu sichern“, betonte der Oberbürgermeister.

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Im Gespräch blickte Specht auf die Ergebnisse der jüngsten Europa-Wahl, bei der „sehr viele Kräfte ins Europäische Parlament gewählt worden sind, die gegen Europa sind und es sich zur Aufgabe gemacht haben, Europa zu zerstören“. Es sei daher wichtig, dass sich Deutschland und Frankreich als Motoren der europäischen Einigung „richtig gut verstehen“. Dazu gehöre auch, wie an diesem Abend, das Feiern des jeweiligen Nationalfeiertags.

Freundschaft beider Länder nicht selbstverständlich

Der 14. Juli 1789 steht mit dem Sturm auf die Bastille laut Zöller „wie kein anderer Tag für die Ideale der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“. Noch heute seien diese Werte nicht nur „Fundamente der französischen Nation, sondern auch ein Leuchtfeuer für viele Menschen auf der ganzen Welt“.

Die deutsch-französische Freundschaft ist aus historischer Perspektive indes keine Selbstverständlichkeit: „Drei, vier Mal waren die Franzosen bei uns zu Gast, ohne dass sie eingeladen waren“, blickte Specht auf die Mannheimer Stadtgeschichte zurück. Ohne Napoleon würde die Rheinschanze noch heute zur Stadt gehören und nicht auf der linken Rheinseite Ludwigshafen bilden: „Wir wären eigentlich die größte Stadt im Südwesten“, sagte Specht mit einem Schmunzeln auf seinen Lippen.

Weniger zum Schmunzeln ist hingegen das Ereignis, an das Zöller erinnerte: das Massaker im Zweiten Weltkrieg vom 10. Juni 1944 durch Mitglieder der Waffen-SS an 643 unschuldigen Zivilisten im französischen Oradour-sur Glance, das dem Erdboden gleich gemacht wurde. Am 80. Jahrestag dieses Kriegsverbrechens besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron das „village martyr“ und überreichte ihm als Geschenk zur Erinnerung seines Besuchs eine Miniaturausgabe der Skulptur „Paperbomb“ der Künstlerin Nessi Nezilla. Die zwei Meter große Version dieser Skulptur wird bald an vier Orten zu sehen sein: in den französischen Orten Hartmannswillerkopf, Tulle und Oradour sowie in Mannheim.

Während sie in Tulle schon am 9. Juni zum Gedenktag an das dortige Massaker mit 200 getöteten Franzosen durch Mitglieder der SS im Jahr 1944 eingeweiht wurde, wird dies in Mannheim erst zum Europatag am 9. Mai 2025 geschehen. Die Skulptur, für die das Fundament vor wenigen Tagen im Garten des Zeughauses gegossen wurde, stand zum Empfang am Samstag schon einmal vor Ort und wurde für zahlreiche Fotos in Beschlag genommen. Bis zur Einweihung findet auch in der Quadratestadt eine kleine, rund 18 Zentimeter große Version der „Paperbomb“ ihren Platz im Rathaus.

Große Erleichterung nach Ausgang der Parlamentswahl

„Frankreich und Deutschland sind das Herz Europas. Wenn dieses Herz nicht schlägt, hat Europa keine Zukunft“, zitierte Zöller den französischen Staatspräsidenten Macron. So war bei vielen Politikern in Deutschland die Erleichterung auch groß, dass vor wenigen Tagen die rechtsextreme Partei Rassemblement National von Marine Le Pen mit ihrer anti-deutschen und anti-europäischen Politik bei der vorgezogenen Parlamentswahl nur auf Platz drei landete.

Doch auch der linke Wahlsieger Jean-Luc Mélenchon glänzt nicht gerade durch eine ausgewiesene Affinität zu Europa und Deutschland. „Es wird spannend bleiben, wie sich eine Regierung bildet. Wir haben keine Mehrheiten. Von daher müssen wir einfach mal abwarten. Alles was ich sagen würde, wäre ins Blaue hinein. Ich bin mir sicher, dass zum Schluss ein gutes Ergebnis herauskommt“, sagte Zöller. Das wäre sicherlich auch im Sinne einer weiterhin guten deutsch-französischen Partnerschaft.

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