Kommentar Impfen ist nun wieder gefragt

Steffen Mack über niederschwellige Angebote

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Steffen Mack
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Späte Einsicht ist viel besser als anhaltendes Verkennen. So will das Stuttgarter Sozialministerium nun doch seine mobilen Impfteams in der Region kräftig aufstocken. Das ist eine sehr gute Nachricht. Auch wenn die Verstärkung überfällig ist und absolut unverständlich bleibt, warum das Land kein einziges Team direkt in seiner zweitgrößten Stadt stationiert, sondern Mannheim weiter täglich erst welche aus Heidelberg anfordern muss.

Der Bedarf an niederschwelligen Angeboten ist immens, wie nicht nur die Schlangen vor dem Mannheimer Impfbus zeigen. In Weinheim etwa war die Nachfrage bei einer Aktion vergangene Woche sogar so groß, dass der mitgebrachte Impfstoff ausging.

Ausgelöst haben das vor allem die Booster-Impfungen. Die Gralshüter von der Ständigen Impfkommission empfehlen sie zwar weiter nur für über 70-Jährige oder bei schweren Vorerkrankungen. Doch raten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern nun jedem dazu, dessen zweiter Termin sechs Monate zurückliegt. Es heißt sogar, dass alle vollständig Geimpften dazu theoretisch schon vorher berechtigt seien.

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Thema völlig verschlafen

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So bedauerlich wie fatal ist auch, dass das Thema total verschlafen wurde. Seit Beginn der Impfungen weisen Experten darauf hin, dass ab einem halben Jahr Auffrischungen nötig seien. Nach mehr als zehn Monaten ist die Politik jedoch noch völlig unvorbereitet. Die Impfzentren sind geschlossen, viele Hausarztpraxen mit dem plötzlichen Andrang überfordert. Also bleiben nur die niederschwelligen Angebote.

Noch stärker dürfte die Nachfrage – das zeigt sich gerade in Österreich – werden, wenn Ungeimpfte bald von Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen sind. Tritt in Baden-Württemberg demnächst die Corona-Alarmstufe in Kraft, bleiben ihnen etwa Kneipe, Kino, Fitnessstudio, Fußballstadion und Luisenpark völlig verschlossen, brauchen sie beim Friseur einen PCR- und in Geschäften, die nicht der Grundversorgung dienen, wieder einen negativen Schnelltest. Da werden sich einige zähneknirschend doch noch impfen lassen. Selbst wenn es nur das Begreifen persönlicher Nachteile ist, gilt auch dann: Späte Einsicht ist viel besser als anhaltendes Verkennen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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