Wenn einer 16 Jahre Bürgermeister war, kann man von einer Ära sprechen. So auch bei CDU-Politiker Michael Grötsch, der an diesem Donnerstag in seinen letzten Tag als Mannheimer Dezernent für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur geht. Ein kühner Themenzuschnitt, der damals 2008 deutschlandweit einmalig war und das auch heute noch sein dürfte.
Viele wichtige Mannheimer Ereignisse in Grötschs Amtszeit
In die Amtszeit und die Zuständigkeit des Juristen fallen viele wichtige Ereignisse in Mannheim. Die Gründung der Jobcenter zum Beispiel, in denen Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengelegt wurden. Die Umsetzung hier diente vielen Kommunen aus der ganzen Republik als Vorbild. Als ab 2014 Massen von Geflüchteten nach Deutschland kamen, leistete Mannheim einen großen Beitrag zu deren Unterbringung. Zeitweise lebten mehr als 15 000 Schutzsuchende hier.
Der frühere OB Peter Kurz entwarf die Strategie
Mannheims wirtschaftlicher Strukturwandel fällt ebenfalls in Grötschs Zeit als Dezernent. Vom Industriezentrum hin zu einer Stadt, die zwar trotz großer Verluste immer noch vergleichsweise viele klassische Arbeiterjobs bietet. Die es aber auch geschafft hat, andere Branchen zu etablieren, zum Beispiel durch ihre Gründerzentren. Eine Strategie, die freilich auf Grötsch langjährigen Chef, den früheren Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD), zurückgeht. Der hatte bereits in seiner Zeit als Kulturdezernent die Kreativwirtschaft gefördert, etwa mit dem Gründerzentrum Musikpark.
Misserfolge bleiben an Michael Grötsch nicht haften
Natürlich sind in einer langen Amtszeit wie der von Grötsch auch Dinge schief gegangen. Die Ersatzspielstätte für die Oper am Luisenpark zum Beispiel ist wegen der Insolvenz des Bauunternehmers immer noch nicht fertig und verschlingt deshalb zusätzliche Millionen. Auf nahezu wundersame Weise sind solche Misserfolge allerdings fast nie an Grötsch hängengeblieben. Dezernenten-Kollegen wie Ralf Eisenhauer (SPD) oder Diana Pretzell (Grüne) standen in solchen Fällen öffentlich jedenfalls viel stärker in der Kritik.
Grötsch ist zugänglich und bürgernah
Zur Amtszeit des scheidenden Dezernenten gehört auch, dass er in seinen Fachbereichen viele fähige Leute hatte und hat. Wie Hermann Genz, den früheren langjährigen Fachbereichsleiter für Arbeit und Soziales. Wenn diese Leute gute Arbeit machen, spricht das für die Souveränität und Führungskultur des Chefs. Grötsch ist zugänglich, bürgernah und einer, der durchaus auch mal über sich selbst lachen kann. Das lässt sich nicht über jeden Politiker sagen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Grötschs Amtszeit in Mannheim: Flüchtlingsströme und neuer Wirtschaftsstandort
Michael Grötsch hört nach 16 Jahren als Bürgermeister in Mannheim auf. Er konnte sich in seiner Amtszeit auch auf viele fähige Mitarbeiter in seinen Fachbereichen verlassen, findet "MM"-Redakteur Timo Schmidhuber