Kommentar Gesperrter Fahrlachtunnel Mannheim: Stadt muss sich erklären

Stefan Proetel über die Sperrung des Fahrlachtunnels

Veröffentlicht
Kommentar von
Stefan Proetel
Lesedauer

Sollten sich die zuständigen Verkehrsplaner auf erholsame Ferien gefreut haben, dann haben sie das zu früh getan. Mit der am Dienstag eilig verkündeten Sperrung des Fahrlachtunnels ergibt sich für sie eine maximal herausfordernde Situation. Ihre Aufgabe: In Höchsttempo ein Konzept auf die Beine stellen, das einen Verkehrskollaps rund um die wichtige Traverse durch die Stadt verhindert. Nun war und ist die Situation auf Mannheims Straßen und Brücken durch viele Baustellen eh schon angespannt. Welche Auswirkungen die verschärfte Konstellation – trotz Ferienzeit – auf das fragile Gesamtgebilde Verkehr haben wird, ist zumindest im Groben vorhersehbar: Autofahrer begeben sich auf die Suche nach Ausweichstrecken, Fahrzeuge schieben sich deshalb auch durch Nebenstraßen, die Lärm- und Abgasbelastung steigt dort erheblich. Hier sind wir beim zwölfmonatigen Verkehrsversuch in der Innenstadt. Der soll vom 25. August an den Durchgangsverkehr aus Fressgasse und Kunststraße heraushalten, um die City lebenswerter zu machen. Aber was wird sein, wenn Autofahrer genau diese Straßen als Alternativen zum Fahrlachtunnel ausdeuten? Ist das dann noch vertretbar oder müsste man nicht erst recht die Innenstadt schließen? Doch ist der Ring leistungsfähig genug, um den dann vermutlich noch stärkeren Verkehr aufzunehmen? Wie gesagt: Erholsame Ferien werden die Planer im Rathaus nicht haben.

Mehr zum Thema

Verkehr

Fahrlachtunnel in Mannheim bleibt "einige Monate bis ein Jahr" dicht

Veröffentlicht
Von
Bertram Bähr
Mehr erfahren
Verkehr

Gebaut im vereisten Boden: Chronik zum Fahrlachtunnel Mannheim

Veröffentlicht
Von
stp/lang
Mehr erfahren
Verkehr

Mannheimer Fahrlachtunnel: Lange Liste voller Mängel

Veröffentlicht
Von
Timo Schmidhuber
Mehr erfahren

Mindestens genauso spannend wie die Frage, was nach der Sperrung des Tunnels auf den Straßen passieren wird, ist der Blick zurück. Die knapp 500 Meter langen Röhren wurden, so ist das üblich, regelmäßig auf ihre Verkehrssicherheit überprüft. Zudem wurden vor zwei Jahren nach einem Brand in der Trafoanlage die Sicherheitseinrichtungen gesondert untersucht. In der Medizin würde man von einer engmaschigen Vorsorge sprechen. Eine solche soll verhindern, dass ein schlummernder Krankheitsherd unentdeckt bleibt oder sich offensichtliche Maläsen nicht verschlimmern. Im Fahrlachtunnel wurden Mängel frühzeitig entdeckt. Unklar bleibt bisher jedoch, warum die teilweise Sperrung im Juni und jetzt die vollständige so völlig überraschend kommen.

Die Stadt hat den Tunnel richtigerweise geschlossen, weil es aus Sicherheitsgründen notwendig war. Sie muss aber nun transparent machen, warum die Infrastruktur in den Röhren in den vergangenen Jahren nicht sukzessive auf den neuesten Stand gebracht wurde und es nun einen solchen Showdown brauchte.

Ehemalige Mitarbeit Ressortleiter Lokales/Regionales und Mitglied der Chefredaktion