Mannheim. Mannheim, 31. Mai 2025: Auf dem Marktplatz erinnern rund 1.500 Menschen an Rouven Laur. Minister reisen an, die Stadtgesellschaft ist da. Nur die drei Bundestagsabgeordneten fehlen. Dass Abgeordnete an einer für die Stadt so bedeutsamen Veranstaltung nicht teilnehmen, verwundert, kann aber passieren. Auch das Büro von AfD-Politiker Heinrich Koch führt dies an. Und wirft doch viele Fragen auf.
Denn das Büro wirft der Stadtverwaltung öffentlich vor, ihn nicht eingeladen zu haben. Von Ausgrenzung ist die Rede, gar von einem beschämenden Vorgang. Dabei liegt der Stadt eine dokumentierte Absage auf eine Einladung vor, gesendet von Kochs offizieller Bundestagsadresse. Auch ein Antrag zur Umbenennung des Marktplatzes, mit dem das Büro Kochs Verbundenheit zum Gedenken unterstreichen will, ist nicht zu finden – weder im System des Gemeinderats noch auf der Webseite der Fraktion, der Koch selbst angehört.
Was hier passiert ist, kann kein Missverständnis sein. Dazu sind die Worte zu deutlich, die Widersprüche zu viele. Was hier passiert, hat Methode.
Über Jahre hinweg hat die AfD ein politisches Instrument perfektioniert, das auf Desinformation, Opferinszenierung und institutionelles Misstrauen setzt. Ein emotionaler Vorwurf wird öffentlich platziert, Fakten widersprechen – die Korrektur bleibt aber aus. Nicht, was stimmt, ist entscheidend, sondern, was hängen bleibt: Zweifel an Institutionen.
Die Strategie ist nicht neu. Sie hat mit Donald Trump ihren Prototypen gefunden: Wenn alternative Fakten über belegbare Realität gestellt werden, wird der demokratische Diskurs ausgehöhlt. Wer kritisch hinterfragt, gilt als Teil des Systems. Wer widerspricht, betreibt angeblich Meinungsunterdrückung. Zur Realität gehört die bittere Erkenntnis: Die Methode hat in Teilen Erfolg.
Nicht, was stimmt, ist für die AfD entscheidend, sondern, was hängen bleibt: Zweifel an Institutionen.“
Gerade deshalb darf der Fall Koch nicht als Nebenschauplatz abgetan werden. Wer auch auf mehrfache Nachfrage hin mit unbelegten Vorwürfen arbeitet, handelt nicht sorglos, sondern strategisch. Er schadet nicht dem Ansehen der Stadt, sondern untergräbt bewusst Vertrauen.
Mannheim steht exemplarisch für viele Städte, in denen Verwaltungen und Repräsentanten unter Druck geraten – nicht nur wegen eigener Fehler, sondern wegen gezielter Angriffe auf ihre Integrität. Kochs Büro hat genau diesen Angriff geführt: bewusst, strategisch, ohne Beleg. Dem muss widersprochen werden. Mit Klarheit, mit Nachdruck – und mit Fakten. Wer agiert wie die AfD, sucht weder Debatte noch Demokratie. Er untergräbt beides.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gedenkfeier am Mannheimer Marktplatz: Für die AfD sind Zweifel wichtiger als Fakten
Der Mannheimer AfD-Politiker Heinrich Koch wirft der Stadt Ausgrenzung bei der Gedenkfeier für Rouven Laur vor. Die widerspricht. Der Fall wirft Fragen zum Umgang mit der Demokratie auf, kommentiert Sebastian Koch.