Metropolregion. Muss sich ein Kommentar auf der ersten Seite einer regionalen Tageszeitung eigentlich mit der Frage auseinandersetzen, wer in der Fußballmannschaft des FC Bundestag mitspielen darf und wer nicht? Interessiert das überhaupt jemanden angesichts all dieser viel größeren Probleme auf dem Globus? Tatsächlich beschreibt der Streit um den Spielerkader recht genau, was wir in der Gesellschaft gerade tun - und warum es auf der Welt immer öfter zu Frontstellungen kommt.
Politiker von SPD, Grünen, CDU und anderen Fraktionen wollten im vergangenen Jahr nicht mehr mit zwei AfD-Abgeordneten zusammen beim FC Bundestag spielen. Noch viel weniger wollte man mit ihnen duschen, nachdem herausgekommen war, dass Anhänger und Funktionäre dieser Partei ihre Finger im Spiel hatten, als sich im November 2023 in Potsdam Menschen trafen, die dem Begriff „Remigration“ eine ziemlich ekelhafte Popularität verliehen.
Diese Gemütsregung der demokratischen Kräfte im Parlament ist einerseits verständlich und nachvollziehbar. Denn genau diese AfD, die sich in einer aktuellen Pressemitteilung mehr Fairness und Respekt in der Elf des Bundestags wünscht, agiert meist unfair, respektlos und intolerant gegenüber Minderheiten wie etwa Homosexuellen oder Migranten. Gehört die AfD - wie beim FC Bundestag - jedoch selbst zur Minderheit, dann gefällt sie sich in der Opferrolle und ruft zu mehr Miteinander auf. Das ist sehr entlarvend.
Entlarvend ist aber auch, dass die Mehrheitsfraktionen sich beim FC Bundestag das Recht nehmen, eine Gruppe auszuschließen. Das ist genau dieses elitäre Verhalten, welches den Graben zwischen gelebter Realität und jener Scheinwelt vergrößert, in der so mancher Abgeordneter sich aufhält. Wäre das denn beim FV Hockenheim oder bei der SpVgg 06 Ketsch auch möglich, sich einfach der mutmaßlich existierenden AfD-Anhänger zu entledigen. Und zu welchen Folgen würde das bei rund 24.000 Fußball spielenden Vereinen in Deutschland führen, würde man sich unliebsamer Mitglieder und Spieler entledigen? Der FC Bundestag gibt an dieser Stelle ein schlechtes Vorbild ab. Statt bewusst zu integrieren, treibt er die Spaltung voran. Müsste er nicht Vorbild sein für die Menschen, die sich als ehrenamtliche Funktionäre versuchen, um die Fliehkräfte in den Clubs so gering wie möglich zu halten? Fußball ist von jeher ein Mittel der Verständigung und kein politisches Instrument.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Fußball ist kein politisches Instrument
Politiker von SPD, Grünen, CDU und anderer Bundestags-Fraktionen wollten nicht mehr mit zwei AfD-Abgeordneten zusammen Fußball spielen. Stephan Alfter über die Frage, wer beim FC Bundestag mitspielen darf.