Im Jahr 2030 kommen 47 Personen im Rentenalter auf 100 Menschen im Erwerbsalter – 2020 waren es 37. Die Folge ist, dass Erwerbstätige immer länger arbeiten müssen. Wer will, kann früher aussteigen, muss sich die Abschläge aber leisten können.
Die Unternehmen wiederum haben ein zunehmend großes Interesse daran, ihre (guten) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst lange zu halten, um so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Damit das gelingt, müssen die Menschen fit und motiviert sein, und das liegt nicht nur an ihnen, sondern auch an den Arbeitgebern, die ihre Personalpolitik entsprechend ausrichten müssen. Indem sie beispielsweise Arbeitsbedingungen auf Leistungseinschränkungen anpassen, lebenslanges Lernen fördern, Zusatzurlaub gewähren, ihre Führungskräfte für das Thema sensibilisieren.
Betroffen sind alle Branchen. Auch oder vielmehr: gerade die Lehrkräfte. Bis 2030 werden rund 30 000 Lehrkräfte fehlen. Das ist deshalb so dramatisch, weil sich der Mangel unmittelbar auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler auswirkt, wie die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK) in ihrer jüngsten Stellungnahme warnt. Bereits seit Jahren sinkt das Bildungsniveau, dafür steigt die Zahl der Risikoschüler, denen grundlegende Kompetenzen fehlen und die womöglich ganz ohne Abschluss die Schule verlassen. Der Erwerbstätigenpool schrumpft nicht nur, die Jungen, die nachkommen, sind außerdem weniger gut qualifiziert.
Das lenkt dann wieder den Blick auf die Lehrkräfte. Das Beratungsgremium der KMK hat vorgeschlagen, dass Lehrer weniger Teilzeit arbeiten sollten, um so mehr Stunden abdecken zu können. Das stößt auf Kritik, weil gerade die Teilzeitmöglichkeit die Attraktivität des Lehrerberufs ausmacht. Eine andere Möglichkeit, um Lücken in Mangelfächern zu beseitigen, sind Quereinsteiger. In Bundesländern, wo die Personalnot besonders hoch ist, wurden die Bedingungen zuletzt gelockert – was zu heftigen Debatten geführt hat, weil Lehrerverbände befürchten, dass die Vorbereitung der Seiteneinsteiger nicht ausreiche, um die nötige Qualität sicherzustellen. Eine Ideallösung stellen pensionierte Lehrkräfte dar, doch ihre Zahl ist zu gering, um den Lehrermangel aufzufangen. Die, die dazu bereit sind, dürften ihren Finger längst gehoben und sich gemeldet haben.
So bleibt als Fazit: Der Fachkräftemangel wird uns noch lange beschäftigen, und eine einfache Lösung wird es nicht geben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Für den Fachkräftemangel gibt es keine einfache Lösung