Kommentar Ein starkes Netz nach der Amoktat in Heidelberg

Fast alle Betroffenen der Amoktat im Januar 2022 waren Angehörige der Universität. Nach dem schrecklichen Ereignis lief vieles gut: Niemand musste mit dem Erlebten alleine fertig werden

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Michaela Roßner
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Heidelberg. Es ist ein Geschehen, an das man sich am liebsten gar nicht mehr erinnern möchte. So schrecklich, so unfassbar ist es – auch ein Jahr danach. Und so sinnlos. Ein offenbar psychisch kranker junger Mann kommt nicht zum Lernen, sondern zum Töten in den Hörsaal. Völlig willkürlich zielt er auf seine Kommilitonen, beendet ein fremdes und das eigene Leben, verletzt und traumatisiert viele.

Eine junge Frau, die sich auf ihre Zukunft freut und gerade voller Eifer das Studium begonnen hat, wird sein Zufallsopfer. Alle Betroffenen, und besonders die Familien und Opfer, werden an diesem Mittag des 24. Januar 2023 die Minuten mitzählen und sich – die Seelen beschwert – erinnern.

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Unfassbar bleibt bis heute vor allem, wie leicht der Täter an Waffen gekommen war. Ganz gezielt hat er sie wenige Tage vor dem Amoklauf in Österreich besorgt. Dabei nutzte er kühl berechnend für seine Zwecke laxe Bestimmungen im Nachbarland aus.

Den Jahrestag gestalten Uni und Studierende mit viel Fingerspitzengefühl – ohne Worte, es soll beim Requiem die Musik sprechen. Im „Zwinger“-Theater gibt es danach ausreichend Gelegenheit, sich auszutauschen und über Gewalt in Gesellschaften zu diskutieren.

Ein Jahr ist in einem spannenden Lebensabschnitt, der voller Neuanfänge sein kann, sehr lang: Viele junge Menschen sind seither neu an die Uni gekommen. Sie verbinden mit der Amoktat eher ein Geschehen aus weiter Vorzeit. In jenem Hörsaal treffen sich wieder Studierende zum Lernen, bald soll er umgebaut werden. Auf Zukunft gerichtet ist auch die neue Auszeichnung: Mit dem neuen Marie-Luise-Jung-Preis wird das Andenken in einem positiven Sinn gewahrt, denn junge und talentierte Biowissenschaftlerinnen sollen in den kommenden Jahren bei ihren Promotionsvorhaben unterstützt werden.

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Die Gewalttat am 24. Januar 2022 hat die Stadt und die Universität ins Mark getroffen. Aber sie hat die Gemeinschaft auch stärker gemacht. Opfer und Traumatisierte sind nicht allein geblieben, sondern in einem Netz aus psychosozialer Betreuung aufgefangen und in der Gemeinschaft geschützt worden.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg