Kommentar Die Kirchen auf der Mannheimer Buga: Wohltuend anders

Der Möglichkeitsgarten auf dem Spinelli-Gelände war in jeder Hinsicht ein großer Gewinn, findet Peter W. Ragge

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Peter W. Ragge
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Mannheim. Teils von üblen Skandalen geschüttelt, teils altbacken und rückwärtsgewandt – so werden die beiden großen Kirchen oftmals wahrgenommen. Die Katholiken trifft das (mit Recht) noch etwas mehr als die Protestanten, aber letztlich leiden beide Institutionen darunter, dass sich immer mehr Menschen von ihnen abwenden, sich nicht angesprochen fühlen und sich in ihren Gemeinden nicht mehr zu Hause fühlen. Und viele Oberhirten, manche Pfarrer und Gemeinden tun leider auch nichts dagegen, dass sich das wieder ändert.

Wie wohltuend anders war doch da die Präsenz der Kirche auf der Bundesgartenschau – rein optisch, aber auch menschlich!

Im Gegensatz etwa zu den Bundesgartenschauen Heilbronn und Erfurt oder der Landesgartenschau Überlingen, wo die ökumenische Präsenz stets sehr abgelegen war und teils wie ein Fremdkörper wirkte, erhielt die Kirche auf dem Spinelli-Areal einen sehr gut gelegenen, gut sichtbaren Platz. Aber das hat sich gelohnt. Der kirchliche Möglichkeitsgarten stellte schon durch seine attraktive architektonische Gestaltung einen großen Gewinn dar, der prima an diese Stelle passte. Hier präsentierte sich die Kirche ohne Hemmschwellen – nie aufdringlich, aber stets sehr einladend, immer gesprächsbereit, offen, freundlich, sympathisch und menschlich.

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Das war das Konzept, aber in erster Linie das Verdienst der drei Frauen, die hier hauptamtlich die Kirche mal so ganz anders repräsentierten, als man das sonst oft gewohnt ist. Einen ebenso großen Anteil am Erfolg der Kirche auf der Buga haben aber die 107 Ehrenamtlichen – vom Schüler bis zur Rentnerin, vom Arbeiter über den Juristen bis zur BASF-Managerin zeigten sie einen bewundernswerten Einsatz, ob sie nun selbst in großer Hitze ganz praktisch anpackten oder einfach den Besuchern ein Angebot zum Gespräch machten.

Wer behauptet, Kirche sei tot, erlebte auf der Bundesgartenschau das Gegenteil – es gibt sehr wohl Menschen, die sich mit Kirche identifizieren und sich für sie engagieren. Man muss sie nur motivieren und dann machen lassen. Spannend wird sein, ob es gelingt, dass sich diese Ehrenamtlichen nun auch auf Dauer engagieren. Denn letztlich braucht die Kirche auch nach der Buga immer wieder solche offenen, niedrigschwelligen Angebote nah bei den Menschen.

Redaktion Chefreporter