Kommentar Die Demokratie ist am Montagabend in Mannheim der Gewinner!

Sebastian Koch zu den Corona-Demos in Mannheim

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Sebastian Koch
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Eine Menschenkette für Solidarität, 800 Personen bei einer wieder nicht angemeldeten Demonstration, ein in Bedrängnis geratener Infostand der „Omas gegen Rechts“, Polizisten auf Pferden und mit Hunden, außerdem antifaschistische Transparente sowie Beleidigungen, gezündete Feuerwerkskörper - und Passanten, die mit alledem mutmaßlich nichts zu tun hatten und plötzlich mitten im Geschehen waren: Auch an diesem Montagabend ist in den Quadraten wieder einiges los gewesen. Dass sich die Bilder auf das Image der Stadt negativ auswirken, lässt sich allein schon an der Tatsache belegen, dass die Ereignisse in Mannheim am Dienstagmorgen medial erneut überregional aufgegriffen worden sind - diesmal war es die „Tagesschau“, die berichtete.

Der Montag entwickelt sich zunehmend zu einem Problem. Nicht nur für Mannheim, sondern auch für viele andere Städte. Deshalb braucht es zu Jahresbeginn im Sinne aller Kommunen nun schnell eine klare Positionierung der Bundespolitik in der Frage, ob es eine Impfpflicht geben soll - oder ob es sie eben nicht gibt. Denn je länger die Diskussionen darüber laufen, desto verfahrener wird die Situation. Das daraus resultierende ständige Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und nicht angemeldeten Demonstranten zermürbt. Es macht wütend. Es macht Angst.

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Aber es gab am Montagabend trotzdem auch positive Aspekte. So ist es am Rathaus auch über die Weihnachtsfeiertage gelungen, eine friedliche Demonstration auf die Beine zu stellen, an der mindestens 400 Menschen teilgenommen haben. Dass die Menschenkette rund um das Rathaus nach den Spielregeln einer Demokratie ablief, ist dabei wichtig zu erwähnen. Die Veranstalter waren bekannt, die Versammlung war angemeldet, von der Stadt genehmigt und ein Sicherheitskonzept war erkennbar. Dass trotz mäßig-gutem Wetter und kurzer Vorlaufzeit 400 Mannheimerinnen und Mannheimer unter diesen demokratischen Bedingungen ein Zeichen gesetzt haben, kann, nein: das muss an diesem wieder einmal chaotischen Abend als Erfolg gewertet werden.

Dass ein weiterer Infostand ebenfalls ordnungsgemäß am Quadrat E1 angemeldet und genehmigt war, zeigt, dass es auch in Pandemie-Zeiten möglich ist, von seinem Grundrecht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen - wenn man sich an Spielregeln hält. Die Demokratie ist an diesem Abend ein großer Sieger.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts