Kommentar Die Debatte um den Ludwigshafener OB-Kandidaten Jens Peter Gotter ist stillos

MM-Redakteur Stephan Alfter findet, dass Häme und Hetze im Fall des SPD-Bewerbers JP Gotter völlig unangebracht sind. Er sollte offensiv mit der Situation umgehen.

Veröffentlicht
Kommentar von
Stephan Alfter
Lesedauer

Ludwigshafen. Ja, diese Redaktion hat sie mit ihren Recherchen selbst ausgelöst – diese jetzt schlimm geführte Debatte um die Eignung des SPD-Kandidaten Jens Peter Gotter für das Oberbürgermeister-Amt in Ludwigshafen. Dass sie so stillos geführt würde, wie sie es nun wird, haben wir uns in diesen Zeiten, in denen selbst die kleinste Nachricht zum Kulturkampf hochgejazzt wird, leider gedacht.

Von „Bankrotteur“ ist die Rede und jemandem, der sich die Taschen mit öffentlichem Geld voll machen will. Vor allem in AfD- und CDU-Kreisen sind mitunter geschmacklose Zeilen formuliert worden. Häme und Verächtlichmachung bestimmen die Kommentarspalten. Vor den Menschen hinter den Bewerbern gibt es offensichtlich keinerlei Respekt mehr – auch nicht von Politikern untereinander.

Dass sich jemand mit einer guten Idee selbständig macht und Geld investiert, um ein Start-up-Unternehmen im Markt zu etablieren, ist Teil der erfolgreichen deutschen Wirtschaftsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg.“

Dabei geht es um ein Amt, um das sich – vielleicht aus diesem Grunde – immer weniger Leute reißen. So mancher Lokalpolitiker – dazu gehört auch Jutta Steinruck – muss heute mit Bedrohungen rechnen und leben. Wie schrecklich!

Jens Peter Gotter (53) ist in seinem Berufsleben als Direktor und Geschäftsführer erfolgreich gewesen. Dass sich jemand mit einer guten Idee selbständig macht und Geld investiert, um ein Start-up-Unternehmen im Markt zu etablieren, ist Teil der erfolgreichen deutschen Wirtschaftsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg.

Jedoch: Nur etwa 25 Prozent der Start-up-Firmen überleben heute hierzulande die ersten zehn Jahre. Es gehört insofern eine Portion Mut und Gründergeist zu einem solchen Schritt. Diesen Mut, der heute vielen Menschen in Deutschland fehlt, hat Gotter bewiesen und damit – zumindest bisher – niemandem geschadet.

Anforderungen an Oberbürgermeister höher als an Abteilungsdirektor

Aber: Die Anforderungen an einen OB sind berechtigtermaßen höher als an einen Abteilungsdirektor. Daher muss Jens Peter Gotter akzeptieren, dass sein Lebenslauf vor einer Wahl genauer unter die Lupe genommen wird. Er hat darüber bisher im Wahlkampf zu wenig gesprochen. Auf seiner Homepage ist sein Werdegang nur in wenigen Spiegelstrichen wiedergegeben. Das kann man besser machen und eventuellen Kritikern durch größere Transparenz den Wind aus den Segeln nehmen.

Zum Schluss: Wer in unserer Berichterstattung über Gotter eine Schmutzkampagne gegen die SPD herbeireden möchte, der liegt nun wirklich vollkommen daneben. „Sagen, was ist“, lautet ein Leitsatz im Journalismus.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

Thema : Bilfinger

  • Bilfinger Streit am Lufthansa-Gate: Das sagt Bilfinger-Aufsichtsratschef Cordes

    Der Chefkontrolleur des Mannheimer Konzerns, Eckhard Cordes, durfte nach einem Streit mit dem Piloten in Berlin nicht mitfliegen. Was der Manager jetzt kritisiert.

    Mehr erfahren
  • Bilfinger Bilfinger-Chef Thomas Schulz schimpft über Bundesregierung

    Die Wirtschaft brauche einen Schub, so der Chef des Mannheimer Konzerns. Dafür müsse die Regierung endlich in die Puschen kommen. Was Schulz vom Kanzler will.

    Mehr erfahren
  • Bilfinger Letzte Nachfahrin der Unternehmerfamilie Bilfinger gestorben

    Gisela Bilfinger-Spieß ist im Alter von 90 Jahren friedlich gestorben und wurde in Mannheim beigesetzt. Als Zeitzeugin einer prägenden Industriellenära pflegte sie das Erbe des traditionsreichen Baukonzerns.

    Mehr erfahren
VG WORT Zählmarke