Ein Parteimitglied formulierte es hinter vorgehaltener Hand so: Die 20 Seiten Gutachten seien wohl nicht mehr wert als Klopapier. Ob er damit - zumindest im übertragenen Sinn - Recht hat, kann leider kaum einer beantworten. Denn die Ergebnisse der Wirtschafts- und Steuerprüfer aus Reutlingen haben die 19 Frauen und Männer des Kreisvorstands zu sehen bekommen, alle anderen Mitglieder der CDU Mannheim aber nicht. Der Großteil der Partei und auch die Öffentlichkeit rätseln also weiterhin, zu welchen Schlüssen die Firma Mauer kam.
Die Drei-Satz-Stellungnahme der Kreisvorsitzenden Katharina Funck am Mittwoch reicht den Kritikern innerhalb der Partei nicht - und das ist verständlich. Nach der unseligen und mit Schimpf und Schande zu Ende gegangenen Regentschaft des Kreisvorsitzenden Nikolas Löbel warten sie auf einen echten Neuanfang. Mit der bisherigen Strategie des Kreisvorstands kann und wird es den aber nicht geben. Katharina Funck versprach seit dem Umbruch im März mehrmals Transparenz - auch bei der Aufklärung der Frage, ob in der Kreisgeschäftsstelle zum Beispiel bei den Untermietverträgen gemauschelt wurde. Sie sagte auch, dass der Abschlussbericht veröffentlicht werde, sobald er fertig ist. Seit Freitag ist er das, Funck müsste ihr Versprechen nun also einlösen.
Stattdessen: Schweigen. Kein Wort zu Ergebnissen und Handlungsempfehlungen, nicht einmal zu Kosten oder Auftrag. Nebelkerzen statt Ausleuchtung der dunklen Ecken, Drumherumgerede statt Offenheit. Wer in der CDU Mannheim gewagt hatte, auf einen Tag des Aufbruchs zu hoffen, wird nun verständlicherweise herb enttäuscht sein. Wer allerdings weiter den alten Löbel-Zeiten nachtrauert, hatte am Mittwoch Grund, sich selbstzufrieden zurückzulehnen.
Die Veranstaltung war angekündigt als „Präsentation der Inhalte des Gutachtens“, verbunden mit dem Hinweis, dass sich der CDU-Kreisvorstand zu Transparenz verpflichtet habe. Insofern hat das Gremium nicht geliefert, wie man neudeutsch so treffend sagt. Doch das muss es dringend. In zwei Wochen will der Kreisvorstand beim Kreisparteitag entlastet werden. Allerdings: Einen guten Grund für eine Entlastung gibt es derzeit nicht.
Bleibt der eingangs erwähnte Klopapier-Vergleich. Ob er zutreffend ist, kann nur die Staatsanwaltschaft Mannheim beantworten. Sie ermittelt und wird die Frage zu gegebener Zeit rein juristisch beantworten. Am Tag der verpassten Chance ist das: eine dünne Erkenntnis.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die CDU Mannheim muss ihr Gutachten offenlegen
Stefan Proetel über das Schweigen der CDU Mannheim