Es wird schnell dunkel derzeit, schon am Nachmittag. Die Wintersonnenwende naht, der kürzeste Tag im Jahr. Und nicht nur durch die frühe Dämmerung empfinden viele Menschen die Zeit momentan als dunkel. Krieg inmitten von Europa in der Ukraine, bittere Auseinandersetzungen auch anderswo auf dem Globus, Energieknappheit, Klimakrise, finanzielle Sorgen bei Bund, Ländern und Kommunen ebenso wie bei zahlreichen Privatleuten – es gibt viele Gründe, momentan eher ziemlich düster gestimmt zu sein.
Aber jetzt naht der Advent – für die Christen die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft des Herren, dessen Geburt an Weihnachten gefeiert wird. Doch nicht nur Gläubige freuen sich. Advent bedeutet nach dem Nebel- und Totenmonat November einen Moment des Aufatmens, der Freude, des Treffens mit Freunden, der Begegnungen, des Austauschs, der heimeligen Gemütlichkeit trotz Winterkälte. Dabei spielen die Weihnachtsmärkte eine wichtige Rolle, aber auch all die Adventsfeiern und Feste in Schulen, Vereinen, Stadtteilen.
Vor zwei Jahren war all das um diese Jahreszeit strikt verboten wegen der Corona-Pandemie. Vor einem Jahr hat man die Weihnachtsmärkte unter geradezu absurd-strikten Zugangsbeschränkungen erlaubt, um trotz minimaler Ansteckungsgefahr im Freien den Betreibern wenige Tage danach doch den Abbau zu befehlen – was verständlichen, sehr tiefen Frust, hohe Kosten und noch mehr Verluste für sie bedeutete. Und vielen Menschen hat echt etwas gefehlt.
Jetzt dürfen die Schausteller endlich wieder ihre Buden öffnen – und wir dürfen wieder hin, Glühwein oder alkoholfreien Punsch trinken, Bratwürste, Lebkuchen, Nüsse und all die Leckereien genießen, zwischen Buden bummeln und einfach mal all die Probleme kurz vergessen. Das sollten wir auch tun, ganz ohne schlechtes Gewissen wegen Krieg oder Krisen. Der Mensch braucht solche Momente, und die Innenstädte brauchen auch das Licht und die Lebendigkeit, die von den Weihnachtsmärkten ausgeht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Mensch braucht Licht und Lebendigkeit
Peter W. Ragge freut sich, dass es wieder Weihnachtsmärkte gibt - und findet, man kann sie trotz Krieg und Krise genießen