Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der CDU Mannheim ist mit Melis Sekmen ein Coup gelungen - aber mit Risiko!

Mannheim. Dass Melis Sekmen von den Grünen zur CDU wechselt, ist ein kommunalpolitischer Paukenschlag. Sekmen ist in der Stadt ein politisches Gewicht und ein bekanntes Gesicht. Sie war lange Stadträtin und Aushängeschild der Mannheimer Grünen. Dass Sekmen nun ausgerechnet zur CDU wechselt, mit der die Grünen derzeit darum kämpfen, wer die stärkste politische Kraft in der Stadt ist, ist spektakulär.

Aber seien wir ehrlich: Auf Bundesebene ist der Wechsel nicht ganz so spektakulär. Im Bundestag ist die Mannheimerin schließlich eher als Hinterbänklerin einzuordnen. Es wird nicht dieser Personalwechsel sein, der die Ampel zu Fall bringt. Dass die Union ihn dennoch als kleinen Coup feiert, verwundert nicht. Schließlich hat Sekmen ihren Abgang mit großer öffentlicher Kritik an der Politik ihrer nun ehemaligen Partei verbunden, die CDU-Parteichef Friedrich Merz ja einst als den Hauptgegner in der Ampel betitelt hat.

In der Tat muss Sekmens Abgang Mannheims Grünen zu denken geben. Nachdem im Spätsommer bereits zwei Stadträte mit lauter Kritik aus Partei und Fraktion ausgetreten waren, verbindet auch Sekmen ihren Abgang mit Vorwürfen. Drei Austritte von Mandatsträgern mit derartigen Misstönen in nicht einmal einem Jahr sind mehr als unglücklicher Zufall. Immer wieder hört man, dass eine kritische und transparente Aufarbeitung von Fehlern im Kreisverband schwierig sein soll.

Die CDU in Mannheim dagegen freut sich. Ob sie mit Sekmen auch langfristig Erfolg hat, muss sich zeigen. Sekmen gilt als nicht unkompliziert und ist bundespolitisch bislang eher blass geblieben. Ob sie, die bei den Grünen sozialisiert worden ist, bei der Basis der CDU genauso gut ankommt wie bei der Parteispitze, ist ebenfalls offen. So verbirgt sich hinter dem vermeintlichen Coup auch ein großes Risiko für beide Seiten.

Angesichts des Zeitpunkts und der Stimmung im Land setzt sich Sekmen in der breiten Öffentlichkeit zudem zumindest dem Verdacht aus, sich mit dem Wechsel nur eine bessere Ausgangsposition bei der Bundestagswahl 2025 verschaffen zu wollen. Ob dieser Vorwurf begründet oder unbegründet ist? Sekmen muss ihn ausräumen - so oder so. Dazu muss sie nun glaubhaft versichern, dass sie wirklich inhaltlich entschieden hat, ohne dabei aber gleichzeitig politische Ideale völlig zu verraten, für die sie lange an vorderster Front gekämpft hat. Dabei geht es auch um die grundsätzliche Glaubwürdigkeit von Politik und Politikern. Eine schwierige Aufgabe.