Kommentar Das Programm des Theaters Heidelberg ist konsequent

Ralf-Carl Langhals über das neue Festival in Heidelberg

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Ralf-Carl Langhals
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Ein wenig rasant geht es schon zu am sonst so romantisch beschaulichen Heidelberger Neckargestade. Kaum hat der Stückemarkt die digitalen Tore geschlossen, schon kündigt Intendant Holger Schultze das nächste Event für zeitgenössische Dramatik an. Ob Heidelberger Schlossfestspiele, Winter in Schwetzingen, Tanzbiennale, Schultheaterwoche oder eben Stückemarkt, kaum ein Monat, in dem in Heidelberg „nur Repertoire“ gespielt wird. Hektischen Aktionismus sollte man Intendant Holger Schultze und seinem Chefdramaturgen Jürgen Popig dennoch nicht unterstellen.

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Bereits die Intendanzeröffnung begann mit einem kleinteiligen, routenreichen Theaterparcours voller neuer Stücke. Es war offensichtlich mehr als ein buntes Eröffnungsevent mit Aufmerksamkeitsgarantie. Rückblickend darf man jenes Herbstwochenende vor zehn Jahren als längst eingelöste Programmerklärung lesen. Zur zeitgenössischen Dramatik bekennen sich viele. Dass es in Heidelberg nicht beim Lippenbekenntnis blieb, belegt die kontinuierliche Weiterentwicklung des renommierten Stückemarkts, insbesondere die Einführung eines Nachspielpreises und Jugendstückepreises. Dramen vom Schicksal schnell abgefeierter Eintagsfliegen zu befreien, ist der Heidelberger Dramaturgie offensichtlich ein echtes Anliegen. Mit Gastländern und vor allem auch dem lateinamerikanischen Theaterfestival Adelante! wurde dieser fraglos nicht gerade einfache Weg weiterverfolgt.

In der Corona-Pandemie nun gleich ein ganzes Paket an Uraufführungsaufträgen mit vertraglicher Nachspielverpflichtung zu vergeben, ist nicht nur ehrenvoll, sondern vor allem konsequent. Und ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

In einer fiebrig auf schnelle Erfolge setzenden Branche bedeutet sie langfristige Autorenpflege. Dass sie sich bei „REMMIDEMMI“ auf etablierte Schreibende und dramatischen Nachwuchs im Verbund bezieht, ist richtungsweisend und stimmt hoffnungsfroh – selbst in diesen Zeiten.

Redaktion Seit 2006 ist er Kulturredakteur beim Mannheimer Morgen, zuständig für die Bereiche Schauspiel, Tanz und Performance.