Kommentar Brauchen einen klügeren Umgang mit Relikten aus der Nazi-Zeit

Stephan Alfter über den Umgang mit NS-Relikten

Veröffentlicht
Kommentar von
Stephan Alfter
Lesedauer

Es ist nur ein kleines Beispiel, und man muss es nicht wieder ganz groß machen, nur weil es um Hakenkreuze geht. Trotzdem zeigt auch das Vorgehen in Maxdorf erneut, wie wenig souverän und klug wir noch immer mit unserer nationalsozialistisch geprägten Vergangenheit umgehen. Sobald es irgendwo um NS-Symbolik geht, werden die Finger spitz, und die Devise lautet schnell: auf den Schutthaufen der Geschichte damit. Das ist der falsche Weg.

Um aus Geschichte zu lernen, müssen solche Objekte wie die Erinnerungstafeln auf dem Maxdorfer Friedhof eingebettet werden in die Zeit, aus der sie kommen. Sie bieten einen unschätzbaren Wert bei der Vermittlung von Wissen. Deshalb war der Vorschlag aus der Landeszentrale für politische Bildung genau der richtige. Schüler hätten sich diese Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reichs am anfassbaren Objekt unter Anleitung eines Lehrers selbst erarbeiten können. Sie hätten den puren Tafeln etwas hinzufügen können, das den Leuten, die auf den Friedhof kommen, erklärt, wieso es Standard war, dass Hakenkreuze auf solchen Plaketten landeten.

Mehr zum Thema

NS-Geschichte

Maxdorf: Bürgermeister ließ Grabtafel mit Hakenkreuz entfernen

Veröffentlicht
Von
Stephan Alfter
Mehr erfahren
Kriminalität

Metalldiebe in Ludwigshafen - Stadt soll für Schutz öffentlicher Kunstwerke sorgen

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter
Mehr erfahren
Immobilienkauf

8 Tipps, wie Sie endlich das richtige Zuhause finden

Veröffentlicht
Von
Philipp Laage
Mehr erfahren

Die Befürchtung des Maxdorfer Bürgermeisters, die Objekte könnten für „Terz“ sorgen, ist insofern falsch, als die Mehrheitsgesellschaft die Deutungshoheit über solche Relikte nur behalten kann, wenn diese erklärt werden. Damit auch nachwachsende Generationen Argumente haben, wenn es um die Verteidigung demokratischer Rechte geht. Sie müssen wissen, dass autoritäre und gewaltverherrlichende Regimes dafür verantwortlich sind, dass Großmütter und Großväter ihre Enkel betrauern mussten, nachdem diese in einen Krieg geschickt wurden, der die größte Katastrophe in der bisherigen Menschheitsgeschichte bedeutet.

Wer das Hakenkreuz immer nur aus allen geschichtlichen Überbleibseln verbannt, der läuft auch Gefahr, die Deutung der Symbolik jenen zu überlassen, die damit überkommene Denkmuster triggern wollen. Gerade bei Bildungsfernen gelingt ihnen das viel zu oft.

In Herxheim am Berg ist es noch immer nicht gelungen, die sogenannte Hitlerglocke so zu positionieren, dass sie tatsächlich zu einem Mahnmal taugt. Auch dort hat man diese Chance bisher vertan.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar