Berechtigte Forderung der Vereine

Quer durch Mannheim beklagen Vereine, dass es ihnen die Auflagen und Vorschriften immer schwieriger machen, Veranstaltungen zu organisieren. Peter W. Ragge hält die Forderung nach einer Servicestelle für völlig berechtigt

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Peter W. Ragge
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Die Hilferufe sind nicht neu, aber sie werden lauter, vernehmlicher, deutlicher: Vom Norden bis zum Süden – quer durch Mannheim beklagen Vereine, dass es ihnen die Auflagen und Vorschriften immer schwieriger machen, Veranstaltungen zu organisieren. Dass die beiden Fasnachtszüge in Mannheim und Feudenheim abgesagt wurden, hat die Aufmerksamkeit stärker auf dieses leider länger bekannte Thema gelenkt, das von Waldläufen bis zu Straßenfesten oder Martinszügen unzählige Veranstaltungen betrifft.

Allerdings hat sich das Problem verschärft – aus mehreren Gründen. Einmal schauen viele Behörden inzwischen genauer hin. Weil sie fürchten, im Extremfall selbst haften zu müssen, achten die Sachbearbeiter auf jedes Komma der gesetzlichen Regelungen und sichern sich selbst ab, indem sie lieber den Veranstaltern mehr abverlangen. Daran sind entsprechende Gerichtsverfahren ebenso schuld wie Bürger, die gegen alles und jeden klagen. Zugunsten der Gemeinschaft zurückzustecken – das ist teilweise außer Mode gekommen, und das hat Folgen.

Hinzu kommt, dass viele Ämter durch die Folgen von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg mehr als ausgelastet und die Mitarbeiter ausgelaugt sind. Die gleiche Mannheimer Behörde, die für die Genehmigung der Umleitungen der zahlreichen Baustellen, für Corona-Auflagen, verschärftes Waffenrecht und die enorm zunehmende Zahl von Demonstrationen zuständig ist, hat auch die Briefe von Vereinen auf dem Tisch. Die bleiben dann liegen – teils so lange, dass Veranstaltungen nicht mehr umsetzbar sind.

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Daher ist die jetzt erneuerte Forderung nach einer Servicestelle für Vereine, in dieser Zeitung schon 2021 erhoben, völlig berechtigt. Derzeit kommen sich Vereinsvertreter oft als lästige Bittsteller vor. Nötig wäre ein – oder besser: mehrere – feste Ansprechpartner der Stadt für Vereine, die sich als Helfer, als Ermöglicher, als Wegbereiter im Dickicht der Verwaltung verstehen, nicht als „Genehmigungsbehörde“ mit obrigkeitsstaatlichem Gehabe. Vielleicht könnte man das direkt bei den Bürgerdiensten ansiedeln, die kennen sich in den Stadtteilen gut aus. Leider hat ihnen die Rathausspitze 2016/17 aber die Unterstützung bei Vereinsveranstaltungen untersagt – um Personal zu sparen.

Redaktion Chefreporter