In Mannheim fällt er aus, in Frankenthal genauso. In Heidelberg gehen die Narren dagegen unverdrossen auf die Straße. Und damit die Kurpfälzer Fasnachter ihrer Leidenschaft unter freiem Himmel nachgehen können, lädt das Heidelberger Karneval Komitee (HKK) diesmal auch ganz gezielt Vereine aus der weiteren Umgebung zum närrischen Lindwurm durch die Heidelberger Altstadt – inklusive Abschlussparty auf dem Marktplatz.
„Das bedeutet aber nicht, dass die Leute wegen der abgesagten Umzüge in den anderen Städten automatisch nach Heidelberg kommen“, sagt Joe Schwarz, Schriftführer des Dachverbands der Heidelberger Fastnacht (dort mit „t“ geschrieben) und Cheforganisator des Umzugs. Schließlich findet die Narrenparade in Mannheim üblicherweise sonntags und in Frankenthal samstags statt. In Heidelberg ist dagegen der Fastnachtsdienstag Tag der OpenAir-Sause. Da muss mancher eben arbeiten.
Anmeldung zum Heidelberger Fasnachtsumzug
- Der Heidelberger Fastnachtsumzug findet in diesem Jahr zum 175. Mal statt und ist damit einer der ältesten in Deutschland.
- Alljährlich lockt die Veranstaltung mehr als als 100 000 Zuschauer auf die Umzugsstrecke.
- Veranstalter ist das Heidelberger Karneval Komitee, der Dachverband der Fastnachtstreibenden Vereine in der Stadt.
- Anmeldungen zur Teilnahme am Umzug sind möglich. Formulare und Informationen gibt es auf der Seite hkk1952.de/downloads.
Allerdings hat Schwarz bereits positive Rückmeldungen erhalten. Gleichwohl dauere es Tage und Wochen, bis solche Entscheidungen die Vereinsstrukturen durchlaufen hätten, weiß der Fachmann. Insgesamt liegen die Anmeldezahlen derzeit in etwa auf Vor-Corona-Niveau. Aktuell sind 65 Zugnummern gemeldet. „Für Heidelberg ist das eine ganz solide Zahl“. Der Narrenzug in der Stadt am Neckar umfasst im Schnitt 50 bis 70 Beiträge.
Beim Fastnachtszug dürfe übrigens jeder Verein mitmachen, nicht nur die professionellen „Kappenträger“, sagt Schwarz schmunzelnd. Und gerne nimmt er auch augenzwinkernde Beiträge an, wie zum Beispiel die „Rheinischen Importjecken“. Das sind Anwohner aus der Altstadt, die sich mit einem Bollerwagen und lauter Kölscher Karnevalsmusik in den Zug einreihen. „Es kann jede Gruppe teilnehmen, die eine Botschaft hat“, freilich keine, die jemanden etwa diskriminiere.
Perkeo aus Salurn
Einer der Höhepunkte wird der Fastnachtsverein aus Salurn in Südtirol sein. Die größte Weißweinanbaugemeinde ist die Heimat des Heidelberger Hofzwergs Perkeo und hat ebenfalls einen Perkeo als Symbolfigur. „Die feiern auch Fastnacht, allerdings schon ein bisschen anders“, grinst Schwarz und freut sich auf den Besuch aus Salurn.
Und warum kann nun Heidelberg den Fastnachtszug stemmen und Mannheim nicht? Da gibt es nach Ansicht des Heidelberger Cheforganisators mehrere Gründe. Ein Riesenthema sei letztlich die Verantwortung für ein Event, bei dem 100 000 bis 300 000 Menschen auf die Straße gehen. „Wer hält letztlich den Kopf hin, wenn was passiert?“, so Schwarz. Deswegen werden viele Umzüge in den kommenden Jahren vermutlich etwas kleiner ausfallen. Für Heidelberg spreche, dass das Karneval Komitee frühzeitig gemeinsam mit den Behörden das Sicherheitskonzept geschnürt habe. Das nehme den Druck ’raus bei den vielen Auflagen.
Auch die Kosten seien zuletzt ordentlich aus dem Ruder gelaufen. Wieviel der Narrenspaß unterm Strich in Heidelberg kosten wird, hat das HKK noch gar nicht final kalkulieren können. Zu unklar waren zuletzt vor allem die Energiekosten. Vermutlich werde es wieder auf einen strammen fünfstelligen Betrag hinauslaufen, zuzüglich der Kosten für die Vereine, wenn sie ihre Zugwagen aufpolieren und neu gestalten müssen. „Das ist ein Kraftakt für jeden Verein“, weiß der Organisator.
Politische Unterstützung
Und damit geht das nächste Problem einher: Immer weniger Menschen seien bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Da habe Heidelberg das Glück, dass sich immer noch genügend Leute finden, auf deren Schultern sich die Gesamtlast der Organisation verteilen lasse.
Schließlich sei Fastnacht wichtiger und integrativer Teil der Brauchtumspflege, findet Schwarz. Hier feiern Menschen aller Altersklassen, aller Schichten miteinander. Als Pluspunkt für Heidelberg wertet Schwarz auch die ausdrückliche politische Unterstützung. Der Gemeinderat mit dem Oberbürgermeister an der Spitze habe eigens Geld für den Umzug bereitgestellt. „Die politischen Gremien stehen hinter der Brauchtumspflege.“
Denn schließlich steht in diesem Jahr ein ganz besonderer Zug bevor. Da nachweislich im Jahr 1848 die Narren erstmals durch die Straßen Heidelbergs gezogen sind, wird diesmal der 175. Geburtstag gefeiert.
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