Mannheim. Alles roch nach Aufbruchstimmung. Als sich der damalige Trainer Marco Antwerpen vor dem Auftakt beim FC Ingolstadt in der ersten Pressekonferenz der Saison präsentierte, schien der SV Waldhof bereit, die dunklen Wolken der jüngeren Vergangenheit zu vertreiben. „Ich nehme die Stimmung als extrem positiv wahr. Was wir im Verein an Dingen voranbringen. Das macht schon Spaß“, sagte Antwerpen.
Der Spaß war jedoch nur von sehr kurzer Dauer. Nach dem fünften Spieltag, einem Absturz auf den letzten Platz und gravierenden atmosphärischen Störungen, war der gefeierte Retter vor dem Abstieg schon wieder Geschichte. Mit Antwerpen-Nachfolger Bernhard Trares kämpfte sich der Mannheimer Drittligist durch eine Hinrunde, die nur punktuell besser war als in der weitgehend katastrophalen Vorsaison. Es geht im neuen Jahr wieder nur um das absolute Mindestziel: den Klassenerhalt in der 3. Liga, die Existenz im Profifußball.
An dieser tristen Bestandsaufnahme trägt der populäre Rückkehrer Trares noch die geringste Schuld. Er übernahm einen fertigen Kader, der für Antwerpen-Fußball zusammengestellt war. Vor allem aber muss Trares mit einer Mannschaft arbeiten, die Defizite in den Bereichen Kreativität, Dynamik, Tempo und Torgefahr aufweist – im zentralen Mittelfeld, aber auch auf den offensiven Außenbahnen. Die Nachricht vom Fußbruch von Mittelstürmer Terrence Boyd, der monatelang ausfallen wird, wirkt in diesem Zusammenhang verheerend. Der beste Torjäger war der Einzige, der die nötige Wucht und Zielstrebigkeit im gegnerischen Strafraum verkörperte.
SV Waldhof muss im Winter Kader nachbessern, um Abstieg zu vermeiden
Es wäre deshalb geradezu fahrlässig, mit dem gleichen Personal in die Rückrunde zu gehen. Substanzielle Verstärkungen müssen her. Im Sturm, aber auch im offensiven Mittelfeld. Und da gilt die alte Regel: Wer im Winter seinen Kader nachbessern muss, hat im Sommer seine Aufgaben nicht gut genug gemacht.
Von den 13 Neuzugängen gehen bisher nur Sascha Voelcke und Janne Sietan als Bereicherungen durch. Der Rest sind Mitläufer. Oder wie Felix Lohkemper und Niklas Hoffmann zu verletzungsanfällig. Das ist keine gute Transfer-Quote und erklärt einen Gutteil der Probleme, mit denen sich der SV Waldhof in dieser Saison herumschlagen muss. Wer beim Etat im vorderen Mittelfeld der Tabelle angesiedelt ist, darf sich nicht dauerhaft in den Abstiegskampf verwickeln lassen.
Trares’ Punkteschnitt bei seiner zweiten Amtszeit in Mannheim nähert sich nach einem Zwischenhoch zu Beginn mit 1,35 der schlechten Quote seiner direkten Vorgänger Antwerpen (1,1) und Rüdiger Rehm (1,0) an. Ein bedenklicher Trend. Auch der Trainer wird sich strecken müssen, nach der Wintervorbereitung muss es – unterstützt von ein, zwei Verstärkungen – nach zuletzt verbesserten Leistungen auch bei den Ergebnissen wieder aufwärts gehen.
Damit sich der SV Waldhof in der Rückrunde zumindest ein kleines Polster auf die Abstiegszone erspielen kann und nicht schon wieder bis zum Schluss zittern muss. Das ist wohl das Maximum des Möglichen. An die Stelle der Aufbruchstimmung zum Saisonstart ist die harte Realität getreten.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Fußball Beim SV Waldhof geht es wieder nur um die Existenz
Harte Realität statt Aufbruchstimmung: Der SV Waldhof Mannheim kämpft auch in dieser Saison gegen den Abstieg. Im neuen Jahr muss vieles besser werden. Ein Kommentar zur Hinrunde des SVW